Wir hatten letzte Woche hohen Besuch im Haus: Mariano Glas, CEO von serienjunkies.de, hat einen Vortrag über die App Store Optimierung gehalten. Auch ein spannendes Thema, aber dazu gibt es an anderer Stelle mehr. Wir als begeisterte Serienfans haben uns natürlich auf exklusive Infos zu einem der beliebtesten Portale Deutschlands zum Thema TV-Serien gestürzt! Im Folgenden haben wir ein paar Funfacts zu Serienjunkies zusammengetragen, Infos, wie Mariano auf die Idee für sein Portal gekommen ist, und was sich seitdem getan hat.
Wie bist du damals auf die Idee gekommen, eine Plattform wie Serienjunkies zu gründen? Was waren deine Absichten dahinter und was wolltest du damit erreichen?
Serienjunkies ist ein Projekt, das aus der Not geboren wurde. Ich war schon damals ein großer Serienfan, vor allem von amerikanischen Serien, hatte aber keine Ahnung vom amerikanischen Seriensystem, also welche Serie wann und auf welchem Sender läuft. Es gab damals nur eine Zeitschrift, die „TV Guide“, die kostete 3,50 Dollar pro Woche. Für einen mit dem Rucksack Reisenden in den Zeiten schon ein ordentlicher Preis. Daher habe ich mir eine Liste in Tabellenform angelegt und die im kostenlosen Internet der Universitätsbibliotheken regelmäßig aktualisiert. Dann kam jemand, der eine zweite Liste für seine Serien haben wollte, dem ich dann meine Tabelle als Vorlage gegeben habe. Dann kam noch ein dritter und ein vierter, und als es immer mehr wurden, haben wir gesagt: „Vielleicht können wir daraus etwas machen!“ Und so ist Serienjunkies entstanden.
Was hat sich seitdem getan? Gab es große Änderungen, vielleicht auch hinsichtlich der Nutzung?
Wir sind am 8. April 2003 – wir vergessen regelmäßig unseren Geburtstag zu feiern – an den Start gegangen und haben unsere allerersten News veröffentlicht. Schon von Anfang an war uns wichtig, dass wir über das Erscheinen und die Ausstrahlung der Serie hinaus auch Infos zu mitwirkenden Schauspielern oder deren Rollen und News zur Serie bereitstellen. Damit hatten wir am ersten Tag 36 Klicks, was wir super fanden. Mittlerweile haben wir 25 Millionen Page Impressions im Monat und sind jetzt 14 Leute.
Das hat natürlich auch eine Weile gedauert, weil Serien erst einmal in Deutschland ankommen mussten. Früher war ich der Outsider, allein auf weiter Flur, weil alle Anderen Filme geguckt haben und sich nicht um Serien kümmerten. Ich wusste alles über meine Serien, weil das mein Ding war. Heute sieht das anders aus: Es ist normal, wenn montags jemand zu dir sagt, dass er am Wochenende alle fünf Staffeln von „Breaking Bad“ geguckt hat. Früher musste man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein. In Zeiten wie netflix und Co. ist das nicht mehr nötig. Serien sind on demand und ständig abrufbar. Sie sind zum Mainstream-Thema geworden – und das nicht nur wegen Leuchtturm-Serien wie z.B. „Game of Thrones“, sondern weil es viele hochwertig produzierte Serien im Angebot gibt.
Ein sehr großer Markt, den es abzudecken gilt. Wie wählt ihr eure Themen aus? Wie schafft ihr es, allen Interessen gerecht zu werden?
Im Gegensatz zu unseren Marktbegleitern machen wir einige Dinge anders: Für uns ist zum Beispiel eine Kochsendung mit drei Teilen keine Serie, wir haben eine eigene Definition dafür. Wichtig ist zunächst mal der Fiktional-Charakter, daher fallen die ganzen Reality-Shows schon einmal weg. Wir sind außerdem sehr auf den englischsprachigen Markt fokussiert. Amerikanische Serien können einfach mit einer bestimmten Qualität aufwarten, britische Serien haben oftmals einen ganz tollen Humor. In Deutschland kommt es mir so vor, als könnten wir nur Krimis machen, und die haben kein wirklich serielles Thema, sondern eher abgeschlossene Episoden, die hintereinander weg gezeigt werden. Dabei gibt es keine richtige Hintergrundgeschichte. Wenn ich bei „Game of Thrones“ oder „The Killing“ zum Beispiel eine Folge verpasse, verpasse ich Inhalt. Neben diesem Fokus haben wir außerdem keine kopierten Episodenbeschreibungen. Wir schauen alles selbst und wir schreiben alles selbst auf. Was natürlich manchmal sehr aufwendig ist, aber wir haben es in unserem Team sehr gut aufgeteilt. Jeder hat da sein Steckenpferd. Dazu kommen Tagesgeschäfte wie News oder Biografien, die für jeden mal anstehen.
Welche Disziplinen aus dem Online Marketing hältst du für besonders wichtig für serienjunkies.de? Welcher Social-Media-Kanal ist nach deiner Erfahrung am wichtigsten bzw. wo siehst du die größten Erfolge?
Wir machen weder gezielte SEO noch Content Marketing, sondern wir schreiben Inhalte für unsere Leser. Ein sehr wichtiger Aspekt auf der technischen Seite ist eine starke interne Verlinkung. Wir haben dafür eine besondere Methode für unsere Redakteure in unserem Redaktionssystem eingeführt, wie einzelne Referenzen gesetzt werden. Ich kenne mich zwar in den Disziplinen aus und kenne die Branche, aber wir bei serienjunkies.de brauchen es eigentlich nicht. Wir bauen zwar einige Sachen inhaltlich um, haben zum Beispiel nach zehn Jahren zum ersten Mal ein Serienstarportal aufgebaut, weil wir gemerkt haben, dass unsere Leser das haben wollen und danach suchen. Wichtig ist Content, der teilbar ist. Wir produzieren keinen Inhalt, sondern wir leben Inhalt, der eine Meinung hat und diskutiert wird. Sie kann kontrovers sein, es wird drüber gesprochen und der Content wird geliebt.
Im Hinblick auf Social Media experimentieren wir viel mit Twitter, weil wir es für ein gutes Feedback Tool halten. Generell spielen soziale Netzwerke auch insofern nur eine Rolle für uns, weil wir sie haben müssen. Ich möchte die Diskussionen nach wie vor auf unserer Seite haben und nicht auslagern. Wir wissen aber auch, dass wir derzeit im Community-Bereich noch eher schwach aufgestellt sind, was wir aber auch bald ändern wollen.
Wo du gerade von der Community sprichst: Wie arbeitet ihr mit User Generated Content und gewährleistet damit die Qualität eurer Beiträge?
Dafür gibt es Profis, z.B. beim Community-Manager-Verband. Wir löschen keine Kommentare, sondern reagieren darauf. Ausnahmen bilden rassistische Äußerungen und Beleidigungen sowie Aufrufe zu Straftaten. In unseren Kommentaren soll und kann ruhig diskutiert und vielleicht sogar gestritten werden, aber natürlich muss man dann eben wissen, wie man damit umgeht. Da haben wir die Erfahrung gemacht, sich Hilfe vom Profi zu holen, der mit User Generated Content umgehen kann. Da arbeiten wir dran! Gerade auch, weil wir es bald jedem Besucher ermöglichen, eigene Kritiken zu schreiben und nicht nur auf einen Beitrag von uns zu reagieren.
Wie wichtig ist es für dich bzw. für serienjunkies.de, diese Community, also eure Zielgruppe, zu kennen?
Sehr schwieriges Thema, da sich hinter vielen Usern eben auch Fake-Identitäten verstecken können. Unsere User bewegen sich in ihren eigens geschaffenen Räumen und haben eine Online-Figur aufgebaut, bei der jeder selbst entscheiden kann, wer er ist. Diese Figur sollte dann aber auch online bleiben.
Wir organisieren allerdings auch User-Treffen, hatten beispielsweise schon einmal ein Game-of-Thrones-Treffen, bei dem wir 100 ausgewählten Usern durch ein Gewinnspiel ermöglicht haben, die erste Episode der neuen Staffel in einer coolen Atmosphäre in der Berliner Charité zusammen anzuschauen. So haben wir – zumindest einige – unserer User auch einmal kennengelernt und hatten einen richtig tollen Abend.
Mit SerienRadar bietest du Social Media-Analysen für TV-Sender und Social-Media-Experten. Wie bist du auf dieses Projekt gekommen?
Dies ist aus dem erweiterten Umkreis der Uni Berlin entstanden. Wir haben dabei in Kooperation eine Methode entwickelt, die aus den verschiedenen Social-Media-Kanälen Daten gewinnt und verarbeitet und daraus ein Ranking entwickelt. Das heißt, wir speisen in das entsprechende Tool alle Daten der ausgewählten Serien ein und schauen, was dabei herauskommt. Mit SerienRadar kann ich dann einen Trend erkennen, der das Thema Serien in Social Media behandelt. Das Gleiche haben wir auch schon einmal für Seriendarsteller gemacht. Bei z.B. 15 Darstellern erhält man bereits eine große Menge an Daten, die für uns mittlerweile sehr wichtig sind. Wir arbeiten gerade intern an einer Serienempfehlungs-Maschine, die mit den individuell beliebten Serien einzelner User arbeitet und dem User dann eine Empfehlung zu einer neuen, spannenden Serie gibt, die sich an den bisher gerne geschauten orientiert. Das auch mit Begründung: Einerseits aufgrund der bisher geschauten Serien und andererseits im Hinblick auf Serien, die andere User mit einem ähnlichen Serienprofil empfehlen können oder selbst schauen!
Und was ist dein Serienprofil? Dein heißester Tipp, wenn es um Serien geht? Wenn du es dir aussuchen dürftest: Wie, wann und was für eine Serie würdest du schauen?
„Schitt’s Creek“ ist eine meiner Lieblingsserien, aber da ist momentan nichts Neues da. Ich möchte unbedingt noch den Abschluss der vierten Staffel von „Suits“ schauen. Ob zu Hause auf der Couch, im Flieger oder in der Bahn – das spielt keine Rolle!
Na, spätestens jetzt habt ihr doch wieder Lust bekommen, eure Lieblingsserie weiterzuschauen, oder? Marianos Beispiel zeigt uns als Online Marketer einmal mehr, wie wichtig einmaliger, für die Zielgruppe aufbereiteter Content ist. Wer sich mit seinen Fans beschäftigt und auf die Wünsche seiner Zielgruppe oder Community entsprechend reagiert, hat Erfolg!
Viel Spaß beim Serien-junken wünschen
Sandra und die SEO Trainees
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