Es könnte der größte Coup des Sascha Pallenberg werden. Meint er. Ihm wurden Daten zugespielt, die beweisen, dass es in der deutschen Blogosphäre einen Schleichwerbeskandal gibt. Meint er. Aber hat er damit wirklich einen Fall oder ist das nur heiße Luft, die demnächst verpuffen wird?
Der „Skandal“
Der „Skandal“: eine Internetfirma hat doch tatsächlich einigen großen deutschen Konzernen versprochen, sie bei Google weit nach vorne zu bringen. Dazu wurden bei kleineren Blogs Artikel eingekauft, die auf die Seiten der Konzerne verlinken – und zwar ohne die Kennzeichnung, dass es sich dabei um Werbung handelt. Die Blogger erhielten dafür zwischen 25 und 70 Euro pro Link und wurden vertraglich zu Stillschweigen verpflichtet. Bei Vertragsbruch drohte eine Geldstrafe von 5.001 Euro.
Und damit meint Pallenberg nun, einen Skandal aufgedeckt zu haben. Innerhalb der nächsten zehn Tage will er den Namen der Internetfirma nennen, die die Blogger rekrutiert hat. Was ihm anscheinend nicht klar ist: Dass Linkkauf und Linktausch schon seit Jahren praktiziert werden, um die Suchergebnisse bei Google zu beeinflussen. Das wissen alle SEOs, das wissen die meisten Blogger, und das weiß Google. Und solange Google nicht dezidierter gegen Linkkauf oder Linktausch vorgeht, wird sich an dieser Praxis auch nichts ändern.
Ganz abgesehen davon bleibt die Frage, ob Pallenberg mit diesem „Skandal“ überhaupt einen Fall hat. Denn
erstens ist ein Link nicht automatisch Schleichwerbung. Produkte werden nicht schöngeredet und User nicht aufgefordert, dem Link zu folgen. Es geht lediglich um den Link selber, der vom Googlebot gefunden werden soll. Und
zweitens ist gegen kommerzielle PR-Kooperationen grundsätzlich jurisitsch nichts einzuwenden, so Medienanwalt Markus Kompa auf meedia.de. Mehr noch, verdeckte PR sei in allen Medien üblich. „Etliche Prominente haben Werbeverträge, die sie nicht offenlegen müssen.“ Schleichwerbung ist zwar in Print und Rundfunk verboten, in Blogs hingegen nicht. Dass sich dies in nächster Zeit ändern wird, ist nicht zu erwarten. Denn „kein vernünftiger Verbraucher erwartet von einem privaten Blog ein redaktionell gestaltetes Angebot.“
Wem soll durch diesen Skandal geholfen werden?
Die deutschen Blogger an den Pranger zu stellen, bringt nichts. Und selbst die Internetfirma hat nichts anderes als das getan, was schon seit Jahren gang und gäbe ist, auch wenn die angeblichen Knebelverträge mit den Bloggern natürlich zu verurteilen sind. In wessen Namen will Pallenberg sich hier echauffieren? Im Namen Googles, dass die SERPs beeinflusst werden? Dazu ist Google selbst mächtig genug und braucht keinen Anwalt Pallenberg. Deshalb ist meine persönliche Meinung, dass der Skandal sich in den nächsten Tagen in Wohlgefallen auflösen wird.
Ach so: Sascha Pallenberg bloggt sonst übrigens bei netbooknews.de. Und rankt zu dem Keyword „Netbook“ auf Position 10 bei Google. Es ist zu erwarten, dass er durch diesen Fall einige Backlinks generiert, und damit vielleicht ein paar Positionen gutmachen kann. Wie praktisch, dass er eine Keyworddomain hat. Was für ein netter, natürlich ganz ungewollter, Nebeneffekt 😉
Was meint ihr? Ist das tatsächlich ein Skandal? Oder nur ein geschickt getarnter Linkbait?
23 Antworten
„Seit 27.08.2012 gibt es auch netbooknews.de nicht mehr und Sascha hat Mobilegeeks gegründet…. Man hatte ja bereits zum damaligen Shitstorm gerätselt ob er für sein neues Projekt Aufmerksamkeit erhaschen wollte …“
Das ist wohlo aber auch Schnee von gestern oder? Skandale bringen halt auch Aufmerksamkeit 😀
LG
Schaut man sich nun nach mehr als einem Jahr die Rankings an, sieht das lustig aus: Sistrix noch 0,22 Seolytics nur noch 4.030 (13.05. 7xxx) Januar 2011 etwa 5xxx
Seit 27.08.2012 gibt es auch netbooknews.de nicht mehr und Sascha hat Mobilegeeks gegründet…. Man hatte ja bereits zum damaligen Shitstorm gerätselt ob er für sein neues Projekt Aufmerksamkeit erhaschen wollte …
Definitiv ein Skandal um heiße Luft! 😉
ich habe ehrlich gesagt noch nie auf netbootnews gelesen. Kannte Sascha nut aus youTube-Videos, in denen es immer nur um Kohle, Kohle, Kohle ging. Wenn die Nummer bei netzpolitik gelaufen wäre, Ok, aber bei newbootnets? Das ist zu plump…
Irgendwie habe ich diese ganze Sache nur am Rande mitbekommen und wurde eben von Patrick darauf hingewiesen. Ganz ehrlich, über soetwas zu schreiben grenzt schon an ….. Daher kann ich nur das wiederholen was Gretus in den Kommentaren auf netbooknews hinterlassen hat. Meidet diesen Blog und lest ihn nicht mehr..
Hehe 🙂
„Es ist zu erwarten, dass er durch diesen Fall einige Backlinks generiert, und damit vielleicht ein paar Positionen gutmachen kann.“
Hat bei dir ja zumindest geklappt.
Stimmt, aber zumindest das Keyword hab ich jetzt aus dem Link rausgenommen.
Echt ein lächerlicher Aufreger um nichts. So wird schon seit Jahren verfahren und so wird es auch in der Zukunft sein, warum auch nicht? Wenn der Link noch irgendwie zum Thema passt -> Mehrwert für den User.
Dass sich die Rankings der verlinkten zum besseren hin verändern tz, tz, tz, na sowas schlimmes aber auch.
Links gibt es nur gegen Geld. Nur ist die Frage wie das Geld fließt. Geht es in guten Content, geht es in eine Liknmiete, geht das Geld in ein Gewinnspiel, spendet man aus Großzügigkeit einem Webmaster etwas von seiner Amazon- Wunschliste, wendet man Zeit (=Geld) auf um sich mit einem Blogger anzufreunden etc. Ihr wisst was ich meine.
Wie oft werden Apple Notebooks, Ferraris, .45er Colts in Filmen gezeigt? Wer regt sich da noch auf?
So, nu ist es 0:07 Uhr -> Analytics Zahlen gucken…oh wait?! Ist ja auch verboten.
seoux, wenn es wirklich Trigami ist, lach ich mir den Arsch kaputt.
Das traurige ist dass die großen Marken von Google nicht erkannt werden, sonder dass sich die großen Marken den Weg in die Top SERPs erkaufen müssen um an Spammern vorbei zu kommen. Und schlecht für die großen Firmen ist dass sie keine SEO Abteilungen haben, sondern dies extern laufen lassen, sonst wüssten sie dass es neben Linkkauf viel clevere und langzeitlich viel günstigere Möglichkeiten oben in den SERPs mitzuspielen.
Sehr schön ist auch dieses Gewinnspiel auf netbooknews.de http://www.netbooknews.de/1289/netbooknews-gewinnspiel-nc20-ideapad-s10e-msi-wind-u100-und-mehr/ von Pallenberg: Link auf netbooknews.de setzen und am Gewinnspiel teilnehmen. Wer im Glashaus sitzt, sollte wirklich nicht mit Steinen werfen.
Jede/r Blogger/in muss selbst verantworten, welche Artikel sie/er veröffentlicht. Reine Werbeartikel kommen bei den Stammlesern nicht an und kosten einen nicht nur diese, sondern evtl auch Bloggerfreunde. Ob die Artikel „heimlich“ oder ganz eindeutig (trigami, hallimash) als Werbung oder aus SEO-Gründen veröffentlicht wurden, tut dabei nichts weiter zur Sache.
Anzukündigen, dass man in einigen Tagen etwas Veröffentlicht, ist eindeutig eine Maßnahme, um mehr Aufmerksamkeit (=Traffic) und ggf Backlinks zu bekommen.
Interessiert mich jetzt nicht weiter.
Vielleicht war das mayday Update gar nicht schuld an dem sprunghaften Anstieg der Marken, sondern Bloggergate…
Ich denke man sollte ein paar Dinge trennen. Es gibt einen Unterschied zwischen Linkkauf, wo ein bestimmtes Wort in einem neutralen Artikel einfach verlinkt wird und einem Artikel, der nicht nur einen Link enthält, sondern sich auch um die Marke und Angebote des Dienstleisterst dreht. Beides ist Gang und Gebe und jeder der sich ernsthaft mit dem Internet beschäftigt sollte es wissen.
Was ich als den „Skandal“ empfinde ist das vorgehen der Firma, die angeblich Knebelverträge mit den Bloggern abschliesst und nebenbei die Kunden abkassiert. Aber hier von einem „Schleichwerbesumpf in der Bloggerszene“ zu sprechen, anstelle von „EINER Firma die abzockt“ (wenn es denn so sein sollte) ist eine Blase die bald platzen wird.
Na gut. Eure Argumente passen. 😉 Auch wenn hier deutlich wird, dass die Gegenseite hier nicht mitliest. *g*
Was soll Google den machen ? Wenn Sie alle Linkkäufer und Verkäufer aus dem Index verbannen, können Sie den Index auch gleich wegwerfen.
<<<<eine Internetfirma hat doch tatsächlich einigen großen deutschen Konzernen <<versprochen, sie bei Google weit nach vorne zu bringen
Eben und die sind ja drauf eingestiegen – also mitschuldig 🙂 So jetzt stell dir aber mal ein Web ohne den besagten Firmen vor ?
Aja und dann noch der Titel "Keyword Spammer" läßt wohl auf einen Linkbait Versuch schließen.
Wieviel hat denn der Link in diesem Artikel hier gekostet 😉
Ich finde das OK, wenn er diese Knebelverträge aufdeckt. Schade finde ich, dass Google gegen offensichtlichen Linkkauf großer Seiten nicht vorgeht. Aber ich habe so das Gefühl, dass sich das bald ändern wird ;-).
Natürlich ist es auch ein guter Linkbait – sollte also keinen SEO überraschen.
Die angesprochene SEO-Firma, wird jetzt schon nervös werden, aber ich denke wenn der Name mal draußen ist, werden viele sagen: Ach die, ja die haben mich auch schon angeschrieben…
Ob der gute Mann schon mal was von Teliad, Linklift, Backlinkseller und Co. gehört hat?
„In wessen Namen will Pallenberg sich hier echauffieren?“
Wie wäre es mit den Menschen, denen Geld nicht als Machtmittel zur Verfügung steht, um sich im Wettbewerbsgleichgewicht nach vorne zu transferieren? Wie wäre es mit den Bloggern, denen das Mundrecht abgekauft und die Pressefreiheit verraten wurde?
Hallo S. Geißler, danke für deinen Kommentar, auch wenn ich dir hier nicht zustimmen kann: Es stand doch jedem Blogger frei, auf das Angebot einzugehen oder eben auch nicht. Und dass Geld die Welt diktiert ist traurig, aber doch nichts Neues.
@Geißler: C’est la vie, würde ich sagen. Darüber dass auch nicht jeder Fernsehwerbung schalten kann, der nicht das nötige Kleingeld hat, regt sich ja wohl auch niemand auf. Und was die Pressefreiheit angeht, da hat Rike völlig Recht: Niemand muss sich auf solche Angebote einlassen. Wer sich bei Wikipedia für seinen Blog einen Backlink erschleicht – wie z.B. der Herr Pallenberg (https://de.wikipedia.org/wiki/Netbook, Nr 35) – sollte sich übrigens nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.