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Semantisches Web und semantische Suche

Mit der Frage, inwieweit Google Semantik kann, hat Alex sich bereits in seinem Artikel zu Googles Menschlichkeit befasst. Das Thema Semantik möchte ich heute noch einmal aufgreifen und speziell auf das semantische Web und die semantische Suche eingehen.

Mensch gegen Maschine

Es ist ein Paradoxon der Informatik, dass Menschen sich schwer tun mit Aufgaben, die Computer leicht lösen, während Computer manche Aufgaben nicht lösen können, mit denen kleine Kinder keinerlei Probleme haben. Einerseits gibt es Schachprogramme, die die weltbesten menschlichen Schachspieler besiegen können. Andererseits stellt die Wort- oder Bilderkennung den Computer noch vor Probleme.

Google kann bisher wenig Semantik

Google findet Webseiten, die Wörter oder Satzteile aus der Suchanfrage im Text, in den Metadaten oder in Anchortexts haben. Was Google aber nicht kann, ist, den Sinn hinter indexierten Texten zu erfassen. Enthält eine Website beispielsweise den Begriff „Deutschland importiert Autos aus Frankreich“, dann „versteht“ Google im Umkehrschluss nicht, dass Frankreich Autos nach Deutschland exportiert.

Die semantische Suchmaschine hingegen versteht diesen Umkehrschluss. Die semantische Suche ist ein Teil des semantischen Web. Bevor hier näher auf die semantische Suche eingegangen wird, soll geklärt werden, was das semantische Web ist.

Das semantische Web

Das semantische Web ist eine Erweiterung des World Wide Web. Während im WWW Daten miteinander vernetzt sind, verknüpft das semantische Web Informationen auf der Ebene ihrer Bedeutung miteinander.

Im WWW kann der Computer nicht erkennen, ob es sich bei dem Text „Hamburg“ um einen Nachnamen, den Namen einer Stadt oder den Namen eines Unternehmens handelt. Doch im semantischen Web sind diese Daten in einer Form aufbereitet, die es Computern ermöglicht, die Daten auszulesen und entsprechend ihrer inhaltlichen Bedeutung zu verarbeiten (z.B. könnten die Texte „Hamburg“ und „Deutschland“ durch die Beziehung „ist eine Stadt in“ verknüpft sein).

Durch die Semantik sind Aktualität und Konsistenz der Informationen sichergestellt. Will man alle deutschen Städte auflisten, so müsste man das im WWW per Hand tun. Das semantische Web hingegen erlaubt es, algorithmisch all jene Texte aufzulisten, die mit der Beziehung „ist eine Stadt in“ mit „Deutschland“ verknüpft sind.

Blaubeerkuchen
Rich Snippet: Blaubeerkuchen

Ein Schritt auf dem Weg hin zum semantischen Web sind Googles Rich Snippets. Hier werden dem Computer strukturiert Informationen geliefert, die helfen, diese zueinander in Beziehung zu setzen und zu verarbeiten. Bei den Kochrezepten sind beispielsweise Informationen wie Zutaten, Zubereitungszeit und Kalorien hinterlegt, die es Google erlauben, verschiedene Rezepte zueinander in Beziehung zu setzen (wie dies durch das Filtern der Rezepte bei google.com ja schon möglich ist).

Die semantische Suche

Bei semantischen Suchmaschinen wird die Suchanfrage häufig nicht in Schlagworten, sondern direkt als Frage formuliert. Die Suchmaschine versucht dann, die Semantik einer Frage zu erfassen. Die Antwort besteht dabei (im Idealfall) aus einzelnen Aussagen statt aus ganzen Dokumenten, wie dies bei Google üblich ist.

Marie Curie bei wolframalpha
Informationen zu Marie Curie bei wolframalpha

 

Eine semantische Suchmaschine ist beispielsweise die „Antwortmaschine“ wolframalpha.com, die vom britischen Mathematiker Stephen Wolfram entwickelt wurde (bisher nur englischsprachig).

Vergleicht man die Suchergebnisse zu „Marie Curie“ bei wolframalpha und Google, bietet wolframalpha auf den ersten Blick die besseren Informationen als Google.

Direkt in den SERPs von Google lassen sich zwar Geburtsdatum und -ort, Todesdatum und -ort, ihr Bild sowie die Tatsache, dass sie Physikerin war, erkennen. Dass ihr jedoch zwei Nobelpreise verliehen wurden, wird erst durch einen Klick auf eines der Suchergebnisse deutlich. Interessant ist auch, dass Marie Curie bei wolframalpha als Chemikerin, bei Google jedoch als Physikerin bezeichnet wird (tatsächlich hat sie sich mit beiden Wissenschaften befasst und in jeder wurde ihr je einmal der Nobelpreis verliehen).

Bei komplizierteren Anfragen tut sich jedoch auch die semantische Suchmaschine wolframalpha schwer. Zu der Anfrage „when did john lennon die“ gibt die Suchmaschine als Antwort das Todesdatum (8. Dezember 1980). Fragt man allerdings „how did john lennon die“, bekommt man genau dieselben Informationen ausgeliefert.  Dabei sollte eine semantische Suchmaschine in der Lage sein, den Unterschied zwischen einer Frage nach dem Datum (wann) und der Frage nach der Todesart (wie) zu erkennen. Die korrekte Antwort müsste lauten, dass John Lennon ermordet wurde.

John Lennon wolframalpha

Es zeigt sich also, dass semantische Suchmaschinen bisher auch noch nicht das können, was sie versprechen.

Fazit

Die semantische Suche und das semantische Web werden immer weiter ausgebaut. Auch Google arbeitet daran – die Rich Snippets sind ein Hinweis darauf. Fortschritte sind bei Google bereits erkennbar, so wird die Suchmaschine beispielsweise bei der Erkennung von Synonymen immer besser.

Der Weg zur semantischen Suche ist für Google noch lang und steinig. Wenn es allerdings gelingen sollte, überzeugende semantische Suchergebnisse zu präsentieren, wäre die Vormachtstellung für die nächsten Jahre gefestigt.

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Autor:In

6 Antworten

  1. Interessant ist ja auch, das Google kurz danach sehr detailliert im eigenen Blog die semantische Suche vorgestellt hat: Introducing the Knowledge Graph
    http://googleblog.blogspot.de/2012/05/introducing-knowledge-graph-things-not.html

    Und damit ist es irgendwie nicht nur ein Hype, sondern schon sehr konkret. Und wie immer wird es Gewinner und Verlierer geben. Die Besucher müssen nicht mehr direkt auf die Seite um die Informationen zu bekommen. Durch die größere Auswahl an Informationen gewinnen aber natürlich wieder die Seiten mit den interessantesten Inhalte.

    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wann die Funktionen freigeschalten werden. Un da gerade Google Voice Actions sich sehr gut geschlagen hat, haben die beide Techniken in Kombination eine sehr hohe Innovations-Kraft.
    http://www.focus.de/digital/handy/iphone-versus-android-sprachassistent-google-voice-actions-schlaegt-apple-siri-haushoch_aid_776566.html

  2. Sehr interessanter Artikel, gut geschrieben!

    Da besteht für die Zukunft definitiv noch Nachbesserungsbedarf, aber wie schon geschrieben wurde: Ganz dumm sind die Suchmaschinen auch nicht (mehr). Ist auf jedenfall ein spannendes Thema!

  3. Am schönsten war hierzu das Beispiel auf der SEMSO letztes Jahr. Dort wurde gesucht nach „Evangelische Gemeine“ + Stadt deren Namen ich nicht mehr weiß.
    Google hat Gemeine mit Kirchengemeinde gleichgesetzt und dafür rankte die katholische Kirche auf Platz 1.

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