Fesselndes Storytelling, gekonntes Seeding oder auch die Macht visuellen Contents: Auf der Content Marketing Masters in Berlin trafen sich Content Marketeers, SEOs und andere Online-Marketing-Menschen zum spannenden Austausch. Auch wir waren bei der eintägigen Konferenz mit am Start und erzählen euch, warum wir jetzt wissen, wie Krimi-Autoren ihre Bücher schreiben und wieso wir endlich aus der wiederkehrenden Definitionshölle ausbrechen sollten.
Konferenzen sind doch was Schönes: Gleichgesinnte kommen zusammen, trinken den einen oder anderen Kaffee, gönnen sich hier und da einen Snack, tauschen sich aus, lauschen spannenden Vorträgen und nehmen am Ende des Tages wertvolle Erkenntnisse und Visitenkarten mit. Zumindest dachte ich das. Zum Teil wurden meine Erwartungen auch erfüllt – nur ein paar kleine Wermutstropfen musste ich dann doch in Kauf nehmen. Als Konferenzen-Neuling geht man da wahrscheinlich noch anders an die Sache ran…
Let the show begin
Aber erst einmal von vorne. Die Content Marketing Masters fand in den Räumlichkeiten des Verlagshauses „Der Tagesspiegel“ statt und bot genug Platz für die Anzahl an Teilnehmern. In zwei Tracks, einem deutsch- und einem englischsprachigen, gab es von 9 bis 18.30 Uhr interessante Vorträge von unterschiedlichen Speakern aus der Branche.
AKM3-Geschäftsführer Andre Alpar begrüßte die Meute zu früher Stunde und stimmte auf den Tag ein. Dass wir Content Marketing brauchen und es endlich Zeit wird, dass wir gründlich darüber reden, stellte keiner der Anwesenden infrage. Nach dieser Antrittsrede konnte ich es kaum erwarten, den Speakern zu lauschen, wie sie über die Facetten des Content Marketings reden.
Naja, auf die Facetten musste ich dann doch warten. Denn entgegen meiner Annahme, dass man auf einer Konferenz mit dem Namen Content Marketing Masters bereits einen Grundkonsens über den Begriff des Content Marketings hat, begannen die Vorträge wieder mit der alten Leier der Begriffsdefinition. Was ist eigentlich Content Marketing? Natürlich gehen da die Meinungen zum Teil auseinander und nicht jeder weiß zum Beispiel, wo man die Trennlinie zur klassischen Werbung ansetzt. Aber im Grunde sind wir uns doch alle einigermaßen einig, was Content Marketing überhaupt ist.
Erheiternde Versuche zur Definition gab es bei Unruly-Geschäftsführer Martin Dräger, der in seinem Vortrag „Erfolgreiches Seeding – wie aus Social Content ein viraler Hit wird“ auf die Verbreitung von Social Videos einging. Als Dräger von Werbevideos erzählte, trat er eine kleine Diskussion über die Abgrenzung von Werbung und Content los.
Merken: „Wenn der Kunde es gut findet, ist es Content. Wenn er es Scheiße findet, ist es Werbung.“ Martin Dräger von #unruly #CMMasters15
— VOTUM GmbH (@VOTUM_GmbH) 28. Mai 2015
Nach diesen anfänglichen Startschwierigkeiten wurde es aber von Vortrag zu Vortrag besser. Nachdem Content Strategist Jochen Förster von C3 über das von ihnen betreute Magazin von VW sprach, ging es kurz vor der Mittagspause noch einmal konkret zur Sache. Das Team von AKM3 nahm sich das Thema Seeding genauer vor und gab „10 goldene Regeln für erfolgreiches Seeding“ preis. Neben passenden Inhalten geht es vor allem darum, seine Zielgruppe genau zu kennen und dort anzusprechen, wo sie sich aufhält. Theoretisch eine einfache Ansage, in der Praxis allerdings gar nicht so einfach. Auch die Social-Media-Kanäle spielen beim Seeding eine wichtige Rolle. Mit einigen Tool-Tipps lieferte der Vortrag viele praktische Einsichten.
Von LEGO-Figuren und Skeletten
Nach dem leckeren Mittagsbuffet durchbrachen zwei Speaker die latente Müdigkeit nach dem Essen und begeisterten mit ihren lockeren, anschaulichen und inspirierenden Vorträgen. Aileen Power und Sarah Grogan von der Marketing-Agentur Wolfgang Digital aus Dublin machten in ihrem Vortrag „The Power of Visual Content“ deutlich, wie erfolgreich visueller Content sein kann, und erklärten aus psychologischer Sicht, warum Menschen Inhalte eigentlich teilen.
In ihrem unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag zeigten sie viele gelungene Beispiele für visuelle Inhalte und hinterfragten, wieso gerade diese geteilt werden. Faktoren wie praktischer Nutzen, Begeisterung, Humor, Überraschung, Ärger und Angst spielen dabei zentrale Rollen. Ein tolles Beispiel, wie man beim User Gänsehaut hervorruft und ihn damit zum Teilen bringt, zeigten die beiden mit dem Video von Greenpeace. Diese stellten LEGO wegen ihrer Zusammenarbeit mit dem Mineralölunternehmen Shell an den Pranger. Mit Erfolg – denn Nutzer stimmten in diese Empörung mit ein, indem sie das Video teilten und gemeinsam so viel mediale Aufmerksamkeit damit erreichten, dass der Spielzeughersteller den Vertrag mit Shell nicht erneuerte.
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Krimi-Autor und Strategieberater Dr. Veit Etzold zog das Publikum dann vollständig in seinen Bann. In seinem Vortrag zum Thema Digital Storytelling brachte Etzold Content Marketing und klassische Medien- und Literaturwissenschaft gekonnt zusammen und machte deutlich, wie wichtig es ist, Dinge in der digitalen Welt greifbar zu machen, um Menschen zu erreichen. Wie Etzold seine Leser fesselt, konnte man sich bestens vorstellen, als er mit Skelettschädel in der Hand über die Love Story zu seiner Frau, einer Rechtsmedizinerin, erzählte. Ein wirklich gelungener Vortrag, der die kreativen Zellen anregte.
Insgesamt waren sich die Speaker ziemlich einig, wenn es um die Ziele und Beschaffenheit von Content ging. Das große Ziel aller Content-Marketing-Maßnahmen, seien es Seeding, Social Videos oder Visual Content, ist immer das Engagement der Nutzer. Guter Content, in welcher Form auch immer, soll authentisch, informativ, unterhaltsam, nahbar und transparent sein – nur so erreicht man seine Zielgruppe und bewirkt damit ein Engagement. Wie die verschiedenen Kanäle und Formate von Content Marketing zu nutzen sind, blieb dabei aber noch ein wenig auf der Strecke.
Mein Fazit
Damit die Branche in Zukunft nicht auf der Strecke bleibt, sage ich: Mut zur Selbstverständlichkeit! Content Marketing braucht sich als Disziplin im Online-Marketing-Kosmos nicht mehr verstecken und rechtfertigen. Eine Content-Marketing-Konferenz sollte mit dem gleichen Selbstbewusstsein beginnen, wie jede andere Konferenz auch. Natürlich kann für ein dynamisches Feld wie Content Marketing keine Definition für alle Ewigkeiten festgesetzt werden, aber gerade auf Konferenzen sollten Speaker den Mut beweisen, sich über diese Definitionsfrage hinwegzusetzen und lieber die spannenden Facetten dieser Disziplin zu beleuchten.
Die Content Marketing Masters 2015 ist jedenfalls auf einem guten Wege dorthin… Ich bin gespannt, was nächstes Jahr kommt 🙂
6 Antworten
Ich danke Ihnen für diesen interessanten Artikel. Das war garantiert eine sehr informative Konferenz. Content Marketing ist enorm wichtig um dauerhaft erfolgreich zu sein. Den Schritt sollte man gehen.
Hey Chiara,
vielen Dank für diese Einblick in die Content Marketing Masters 2015.
Sehe das genau so wie du, viele Unternehmer sollten mehr Mut zum content Marketing entwickeln. Viele haben aber Angst davor damit anzufangen und trauen sich nicht Fehler zu machen 😀
Viele Grüße,
Rapha
Ich hab jetzt erst so richtig mit dem Thema SEO angefangen und bin am Lesen wie ein verrückter, natürlich muss ich auch noch mehr Praxis Erfahrungen sammeln, aber 2016 bin ich auf jeden Fall dabei !
Wichtig und dennoch noch nicht so wirklich in Deutschland angekommen. Ich sehe täglich Unternehmen, die perfekte Produkte für Content Marketing haben, dies aber nicht tun. Der Mut muss endlich ankommen und Fuß fassen, die resultierende Performance in Bezug auf Aufmerksamkeit, Markenwert und -bekanntheit wird Traffic und Conversion boosten!