Über 50 Speaker*innen begrüßten die Teilnehmenden des Scoopcamp 2021 in Hamburgs wunderschöner HafenCity. Das hybride Event konnte am 15. und 16. September sowohl vor Ort besucht als auch kostenlos digital im Livestream verfolgt werden. Bei der selbsternannten Innovationskonferenz für Medien von nextMedia.Hamburg und der dpa standen zwei Themenbereiche im Fokus:
Tag 1: Journalismus für und von der jungen Generation
Tag 2: Die wichtigsten Trends der Branche
Wie können Medienschaffende junge Zielgruppen für Nachrichten begeistern und welche Formate und Kanäle braucht es dafür? Welche Technologien prägen die Arbeit von Journalist*innen und welche Innovationen werden benötigt? Das alles und noch viel mehr erwartete uns beim Scoopcamp 2021.
In diesem Artikel geben wir euch einen kurzen Überblick über die zwei informativen Tage. Viel Spaß beim Lesen!
Wie verdienen Medien sich das Vertrauen von Generation Z?
Na, zu welcher Generation gehört ihr? Gen X, Y oder Z? Oder doch ein Boomer? Bei diesen ganzen Buchstabenbezeichnungen kann man schon mal durcheinanderkommen. Eine ganz präzise Abgrenzung zwischen den Geburtsjahren scheint es auch nicht zu geben, zumindest sind sich unterschiedliche Beiträge zu dem Thema uneinig. Ganz grob lässt sich das Ganze aber so einteilen:
Alan Rusbridger, ehemaliger Chefredakteur bei der britischen Tageszeitung The Guardian, sprach in seiner Scoopcamp-Keynote über die Gen Z – die sogenannten „born digitales“. Denn die meisten Menschen aus dieser Generation kennen keine Welt ohne Internet. Sie sind in der digitalen Welt aufgewachsen und verstehen so manches besser (und schneller) als eingefuchste ITler.
Das Problem, vor dem viele journalistische Medien stehen, ist, wie erreiche ich diese Internet-Junkies? Rusbridger nennt viele Aspekte. Unter anderem wichtig sind:
- Verlinkungen: Nicht einfach aus einem Urteil oder einem offiziellen Bericht zitieren, sondern direkt darauf verlinken.
- Transparenz: Erklären, wie die Nachrichten gesammelt werden, was die Unterschiede zwischen Nachrichten und Kommentaren sind, oder ob Werbungen Nachrichten beeinflussen.
- Engagement: Wir sind im Zeitalter der Rezeption und Reaktion und müssen das tun, was Gen Z macht. Sich unterhalten. Man sollte sich fragen: Steht die Geschichte fest? Oder sollte man darauf aufbauen, sie ergänzen oder auf den neuesten Stand bringen?
- Authentisch sein: Zugeben, was man nicht weiß und Fehler eingestehen.
- Nicht nur Negatives: Traditionelle Medien denken oft, dass schlechte Nachrichten interessanter sind als gute Nachrichten. Aber genau das will die junge Generation nicht lesen. Wir brauchen mehr Good News und lösungsorientierten Journalismus. (Tipp der Redaktion: Für eure „tägliche Dosis Optimismus“ schaut mal bei GoodNews.eu vorbei.)
- Unabhängig bleiben: Journalismus ist nicht gleich Politik (oder irgendeine andere Macht).
- Fokus auf die wichtigen Dinge: Denn Journalismus ist und bleibt eine öffentliche Dienstleistung.
Es braucht junge Leute in den Redaktionen
In verschiedenen Panel-Diskussionen beim Scoopcamp 2021 lag der Fokus an diesem Tag auf der Beziehung junger Menschen zum Journalismus. Wie steht es eigentlich um die Nachrichtenkompetenz junger Menschen und wie erreicht seriöser Journalismus das junge Publikum? Die unterschiedlichen Speaker*innen kamen alle zu dem Entschluss, dass es besonders wichtig ist, junge Leute in die Redaktionen zu holen. Quasi junge Leute für junge Leute. Und damit kommen wir schon zum eigentlich größten Problem: Der generelle Ausbildungsweg. Denn nach Studium und Volontariat sind die meisten bereits „zu alt“, um noch ganz nah dran zu sein an der Gen Z, so Isabell Beer (funk). Auch ein 29-Jähriger weiß nicht mehr unbedingt, was die 14-Jährigen gerade interessiert.
Darüber hinaus müssen wir weg von dem Denken, dass man mit einem Produkt alle erreicht, so Prof. Dr. Alexandra Borchardt, Journalistin, Buchautorin, Beraterin und Professorin für Medienwandel. Das mag vielleicht früher bei der Tagesschau funktioniert haben, heute besitzen viele junge Menschen gar keinen Fernseher. Da muss es Themen und Formate geben, die speziell für die junge Zielgruppe gemacht sind. Diesen neuen Anforderungen und Bedürfnissen müssen sich die Redaktionen stellen.
Wie können wir abstrakte Themen wie die Klimakrise greifbar und interessant darstellen?
Die Klimakrise ist wahrlich nichts Neues. Seit vielen Jahren warnen uns Meteorologe*innen und Klimaschützer*innen, nun endlich anzufangen und im Privaten wie auch in der Wirtschaft umzudenken. Es gilt, das Ziel von 1,5 Grad Celsius Erderwärmung zu halten.
Doch obwohl uns der Klimawandel nun schon seit Jahren begleitet und auch die Auswirkungen immer deutlicher werden, gibt es noch immer einige, die sich vor dem Thema verschließen. Die Aufgabe des Journalismus ist es an dieser Stelle, die abstrakte Klimakrise für alle verständlich und vor allem greifbar zu gestalten. Denn die Krise hat verheerende Folgen für uns alle – nicht nur für die Eisbären in der Arktis.
Die Klimajournalistin Sara Schurmann beschäftigt sich schon lange intensiv mit der Klimakrise. Das ganze Ausmaß wurde ihr aber erst vor einem Jahr bewusst. Sie versucht seitdem zu verstehen, wie das sein konnte. In ihrem Workshop beim Scoopcamp 2021 sprach sie in folgenden essenziellen Punkten, wie wir die Klimakrise greifbar und interessant machen können:
- Klima überall mitdenken: Es braucht eigentlich gar keine extra Klimaredaktion. Man sollte bei jedem Beitrag den Klimawandel mitdenken. Warum im Sportjournalismus also nicht über die Hitzewelle bei Olympia oder im Lokalen über die Klimabilanz von Neubauten berichten?
- Emotionales mit Fakten verknüpfen: Räumliche und zeitliche Nähe machen abstrakte Probleme greifbarer. Das sollte man berücksichtigen, bevor man das nächste Mal über einen Aspekt spricht, der meilenweit für die eigenen Leser*innen entfernt ist (z.B. Eisbären). Die Probleme hängen meist zusammen und sind nicht nur ein Einzelphänomen. Denn alltägliche Themen wie Kinder, Rente oder Haus lassen sich einfach mit dem Klima verbinden. Schon in den nächsten 30 Jahren werden wir hier starke Veränderungen erleben.
- Faktoren gegen die Verdrängung: Immer den Ist-Zustand aufzeigen, gefolgt von der Zukunft ohne und der Zukunft mit Klimaschutz.
- Handlungsmöglichkeiten & Lösungen aufzeigen: Wenn man darüber spricht, wie ernsthaft die aktuelle Lage ist, ist es gleichzeitig wichtig, Lösungen und/oder positive Aussichten mitzuliefern. Denn ja, die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Es muss aber ein struktureller Wandel her.
- Chefredaktionen nerven: 😉
Trendthema Social Audio
Gegen Ende des Scoopcamps 2021 fand eine Panel-Diskussion zum Thema Social Audio statt. In dieser Runde wurde unter anderem noch mal Aufstieg und Fall von Clubhouse diskutiert.
Aufgrund der Exklusivität durch benötige Einladungen und „Apple only“ entstand Anfang des Jahres ein riesiger Hype um die Social Audio App. Der lange Lockdown und die dunkle Jahreszeit mögen den Rest dazu beigetragen haben. Durch die letzten Endes doch zu geringe Auswahl an Themen, die nicht divers genug waren, mangelndem Datenschutz sowie fehlender Regulation von Hate Speech, ist die Euphorie jedoch recht schnell wieder abgeebbt. Letzten Endes sei es dann doch eher „just another call“ nach einem langen Tag im Homeoffice gewesen, sagt die Moderatorin Dr. Johanna Leuschen.
Doch die Thematik Social Audio ist damit noch lange nicht vom Tisch. Constantin Buer, Geschäftsführer der Podstars GmbH, ist auch weiterhin auf der Suche nach Formaten ähnlich wie Clubhouse. Wichtig sei es, dass die „Leisen“, also jene, die nicht sprechen mögen, auch gehört werden, so Dr. Johanna Leuschen. Das könne durch Likes, Applaus oder Kommentare geschehen (wobei es da auch wieder Moderationen bedarf). Johanna Gentes, Social Media Redakteurin bei jetzt (SZ), sieht übrigens das meiste Social-Audio-Potenzial aktuell bei LinkedIn & Spotify.
Wir sind gespannt, was da noch alles auf uns wartet!
Unser Fazit
Beim Scoopcamp durften wir viele spannende Einblicke in die Medien-Branche sammeln. SEO war zwar nicht direkt ein Thema, aber wir finden es wichtig, auch mal nach links und rechts in der bunten Medienwelt zu schauen. Die Keynotes, Panel Diskussionen und Workshops waren sehr interessant und gaben uns einige lehrreiche Impulse mit auf den Weg. Auch die Kombination aus Off- und Online-Event war eine tolle Idee und hat gut in der Umsetzung funktioniert. So konnten alle auf die eine oder andere Weise teilnehmen und den spannenden Vorträgen lauschen.
Ihr habt das Scoopcamp 2021 verpasst oder konntet nicht teilnehmen? Kein Problem! Auf dem Youtube-Kanal von nextMedia.Hamburg könnt ihr euch die Livestreams im Nachhinein noch ansehen (Tag 1 & Tag 2).
Wir sind schon gespannt aufs nächste Mal!
Eine schöne Woche wünschen euch
Gesa und die SEO-Trainees