Fünf Tage ist es her, als Pokémon Go in Deutschland erschienen ist. Seitdem hat sich die Medienberichterstattung über das innovative Smartphone Game überschlagen. Auch Unternehmer schauen gespannt auf die Entwicklung dieses potenziellen Marketinginstrumentes und geben Tipps für eine erfolgreiche Pokémon-Kundenakquise. Zeit für eine Zusammenfassung.
Inhaltsverzeichnis
Pokémon Go kurz erklärt
In Pokémon Go geht es vor allem um zwei Dinge: Pokémon fangen und mit ihnen in Arenen gegen andere Spieler antreten. Das Besondere dabei sind die Geodaten. Die Karte im Spiel ist die realistische Abbildung der Umgebung – eine Art Google Maps im Comic-Gewand.
Will man sich im Spiel fortbewegen, muss man sich dementsprechend auch in der Realität bewegen. Für Couch Potatoes ist die App also nicht geeignet. Der ganz große Twist kommt aber noch: Für die Kämpfe in den Arenen muss man direkt vor diesen stehen. Das führt natürlich dazu, dass sich teils Massen an Pokémon Go Spielern an solchen Punkten treffen, um mit Pikachu und Co. gegeneinander anzutreten.
Zahlen und Daten
Pokémon Go dürfte einige Rekorde gebrochen haben. SimilarWeb hat einige interessante Daten zu dem Spiel veröffentlicht. In dem Bericht, der sich ausschließlich auf die USA bezieht, wird klar, dass es kaum Apps gibt, die momentan häufiger genutzt werden. So hat Pokémon Go …
- in zwei Tagen bereits mehr Nutzer als Tinder
- beinahe so viele aktive Nutzer wie Twitter
- die mit Abstand längste tägliche Nutzungsdauer aller Apps
- das vielleicht größte Google-Suchvolumen ever
- Nintendos Aktie um 60 % erhöht (zehn Milliarden Euro)
Wie genau es zu diesem Hype kam, lässt sich nicht genau sagen. Sonst wäre es, wie es die Zeit beschreibt, im Sinne des Reverse Engineering auch erzeugbar. Die Marke Pokémon wird eine große Rolle gespielt haben. Es handelt sich übrigens um Nintendos Einstieg in die Smartphone-Welt. Natürlich ist die innovative Spielmechanik ein weiterer großer Treiber dieses Trends.
Aus Werbesicht sind die Mythen und Memes rund um das Spiel Goldwert. Spieler auf der ganzen Welt teilen Bilder von Pokémon, die sie in ihrem Garten oder an besonders lustigen Orten entdeckt haben. Besonders skurrile Geschichten sorgen für eine ständig fortlaufende Berichterstattung. Die Spielmechanik selbst macht weitere Werbemaßnahmen überflüssig. Auch wenn der offizielle Trailer bereits mehr als 30 Millionen Klicks hat, geht er unter dem User-generated-Content mittlerweile unter. Eine bessere Werbung gibt es nicht.
Anyone want some fish? #pokemongo pic.twitter.com/46YVTmtZIm
— IG: PeteyPlastic (@PeteyPlastic) 7. Juli 2016
Mit Pokémon Go Geld verdienen
Weltweit überlegen sich Werber nun, wie sie das gigantische Potenzial für sich nutzen können. Dabei lassen sich die Ansätze in zwei Kategorien einordnen. Der Großteil der Firmen nutzt die Welle des Erfolgs, wie bei fast jedem Hype, für eine entsprechende eigene Berichterstattung. Richtig innovativ wird es dann bei der Nutzung der Spielmechanik, um die Laufkundschaft zu erhöhen.
Gibt es eigentlich ein Unternehmen, das bisher noch kein Bild eines wilden Taubsis im Büro geposted hat? In den sozialen Medien häufen sich die kreativen Pokémon-Plakate. Felix Beilharz hat dazu eine schöne Zusammenfassung erstellt. Besonders schnell war Pick Up!, die bereits am 12. Juli ihr „Pickupchu“ präsentierten:
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Eine sehr fragwürdige, aber ebenso erfolgreiche Umsetzung gelang einem Landtagsabgeordneten, der mit dem Fang eines Gluraks ebenso Stimmen für seine Partei fangen wollte.
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Auch wir ließen uns mitreißen und inserierten bei einem Job-Portal eine Stellenanzeige für einen Pokémon-Go-Trainer.
Die Spielmechanik nutzen
Wirklich neu und interessant ist die werbliche Nutzung der Spielmechanik. Bars, Restaurants und andere Geschäfte prahlen damit, dass in ihrem Geschäft seltene Pokémon zu finden seien. Andere geben an, dass sich in unmittelbarer Nähe Arenen oder Pokéstops befänden. Auch Verkäufer von Powerbanks, also mobilen Ladestationen für Smartphones, freuen sich dieser Tage, da Pokémon Go ein extremer Stromfresser ist. Eine sehenswerte Sammlung verschiedenster Monetarisierungsansätze findet sich auf 9gag. Besonders auffällig ist dabei das Inserat einer amerikanischen Immobilie, in dem das Haus mit der Überschrift „2 Pokémon Go Arenen und 7 PokéStops innerhalb einer Meile“ beworben wird.
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Promoted Pokéstops und Arenen
Es gibt aber noch viel effektivere Wege, Pokémon als Marketinginstrument zu nutzen. Auch Geschäftsleute, deren Laden sich nicht in unmittelbarer Nähe von Pokéstops und Arenen befindet, können sich diesen Vorteil in Zukunft wahrscheinlich erkaufen. In einem Interview mit der New York Times hat der CEO des Spieleentwicklers Niantic John Hanke bereits verraten, dass es solche sponsored Locations geben wird. Gerüchten zufolge, soll „McDonald“ und „sponsored“ sogar bereits zusammen im Quellcode des Spiels gefunden worden seien. Das würde McDonald-Filialen für die gesamte Spielgemeinde in Zukunft zu äußerst interessanten Anlaufstellen machen.
Mit Pokémonköder Menschen ködern
Im Spiel ist es möglich, bei PokéStops Köder, sogenannte Lockmodule, auszulegen, um Pokémon anzulocken. Da diese Köder für alle Spieler in der Nähe nutzbar sind, handelt es sich dabei eher um Menschenköder. Spieler sehen den Köder also auf der Karte und bewegen sich auf direkten Wege dort hin, um Pokémon zu fangen. Ist das gestört? Vielleicht. Funktioniert das wirklich? Definitiv! Ich habe den Selbsttest gemacht!
In meinem Wohnhaus befindet sich ein Atelier, das glücklicherweise virtuell als PokéStop fungiert. Dort habe ich einen Köder ausgelegt und beobachtet, was passiert. Nur zur Info: Ich wohne im Norden von Hamburg und nicht zentral. Vielen Fußgängern begegnet man hier normalerweise nicht.
Es hat keine Minute gedauert, bis der erste Spieler vor meiner Tür stand. Wie es nach zehn Minuten aussah, seht ihr auf den Bildern. Später hielten noch Autos mit mehreren Insassen an. Einer kurbelte das Fenster runter und schrie hoch: „Geile Sache, hast du den Köder ausgelegt?“.
Promoted Pokemons
In den meisten Fällen fängt man nur gewöhnliche Pokémon wie Rattfratz oder Raupi. Sollte doch mal jemand ein extrem seltenes Pokémon sichten, spricht sich das schnell rum. Was dann geschieht, sieht man eindrucksvoll in einem Youtube-Video. Hunderte von Spielern stürmen in den Central Park, um ein dort gesichtetes Aquana zu fangen. Selbst der Fahrer eines Autos springt aus dem Wagen und läuft los, als würde sein Leben davon abhängen. Sollte es in Zukunft möglich sein, seltene Pokémon „einzukaufen“, also für einen Betrag an gewählten Orten zu platzieren, könnte man Veranstaltungen zu wesentlich höheren Besucherzahlen verhelfen.
Wie geht es weiter?
Es ist nicht leicht, einzuschätzen, wie es um die Zukunft des Spiels steht. Fakt ist, dass es in immer mehr Ländern ausgerollt wird und neue Funktionen wie der Tausch von Pokémon oder Kämpfen außerhalb von Arenen das Spiel bald noch attraktiver machen werden. Auf der anderen Seite dürfte es viele Spieler geben, die das Pokémon-Revival als netten Gag empfunden und sich schnell wieder verabschiedet haben. Wie auf Google Trends zu sehen ist, geht es für Pokémon Go aktuell aber nur nach oben.
Fazit
Pokémon Go ist tatsächlich einer der größten Hypes, den ich jemals gesehen habe. Gleiches belegen die Zahlen und Fakten. Umso interessanter ist es für Lokale, das Augmented-Reality-Spiel für Marketingzwecke zu nutzen. Das funktioniert, wie der Selbsttest und zig Videos beweisen, bereits sehr gut. Mit einem Köder beispielsweise kann die Laufkundschaft teilweise stark erhöht werden. Ob die Pokémon-Go-Spieler zu einer kaufkräftigen Zielgruppe gehören, ist die nächste Frage. Ob sie auf die nicht spielende Kundschaft eventuell sogar negativ wirken, eine weitere. Sollte sich das Spiel auch in Zukunft etablieren, wird es wahrscheinlich dennoch zahlreiche Lokalbetreiber geben, die dieses Potenzial für sich nutzen wollen. Ich zumindest freue mich bereits auf den ersten Pokémon-Go-Millionär.
Einen schönen Wochenstart wünschen euch
Julian und die SEO-Trainees
3 Antworten
Hallo liebes SEO Trainee Team,
also ich lasse diesen Trend auch mal aus, mich interessiert viel mehr, wie könnte man mit diesem Trend Geld verdienen.
Wenn ich durch die Parks gehe (Deutschland) ist das Bild schon „schlimm“. Die Jugendlichen (12 – ~20) sind schon sehr extrem. Sie schauen fast nur auf das Handy .. und bekommen gar nichts mehr von der Umwelt mit. Das ist traurig und auch erschreckend zugleich.
Sehr interessante Artikel und gute Grafiken.
Ich muss ehrlich gestehen, damit habe ich mich noch nicht intensiv befasst.
Aber, wenn ich das hier so lese, ist das schon eine große Werbung, vor allem für Lokale und Geschäfte.
Vielen Dank
Diesen Trend lasse ich mal aus :).