Nach wie vor stellen Backlinks unbestreitbar den gewichtigsten Rankingfaktor für Suchmaschinen dar. Doch vor allem durch das Pinguin-Update ist ein Großteil der SEOs und Webmaster verunsichert. Was sich in einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber vielen Linkbuilding-Maßnahmen äußert. Infolge dieser Entwicklung rückt das natürliche, organische Linkbuilding stark in den Fokus der SEOs. Der Gedanke bei dieser Art der Linkgenerierung ist so simpel, wie er genial zu sein scheint: Man erstellt sehr hochwertigen Content mit echtem Mehrwert für den User, sodass dieser quasi gar nicht anders kann, als diese großartigen Inhalte in Form eines Links mit seinen Lesern zu teilen. Klingt in der Theorie einleuchtend und gar nicht so herausfordernd. Doch die Realität sieht anders aus: Längst nicht jede Linkbait-Kampagne erzielt durchschlagende Erfolge. Viele Bemühungen, Linkbaits auf die Beine zu stellen, verlaufen im Sande, ohne auch nur einen Link beschert zu haben. Aber es gibt Beispiele, die der Bezeichnung Linkbait alle Ehre machen. Ich habe mir diese erfolgreichen Beispiele angeschaut und daraus erfolgsversprechende und vor allem erprobte Strategien des Linkbaitings abgeleitet.
1. Toplisten
Mittlerweile sehr exzessiv – vor allem von SEOs – betrieben, kann diese Art des Linkbaits nach wie vor eine solide Wirkung erzielen. Dabei wird eine Liste erstellt, die die besten „was-auch-immer“ der Branche oder der Nische wiedergibt. Der Kreativität sind hier tatsächlich kaum Grenzen gesetzt. Von „Die 10 besten vegetarischen Restaurants in der Stadt“ über „Die 5 grausamsten Verbrecher der Geschichte“ bis zu „Die 63 niedlichsten Katzenbilder im Internet“ ist alles denkbar. Wichtig ist bei dieser Methode natürlich die thematische Relevanz zu der eigenen Seite oder zu dem eigenen Produkt. Je nach Branche hat es sich bei dieser Methode als effektiv erwiesen, wenn die Liste besonders skurril, witzig, abwegig – einfach anders – als alles bisher Dagewesene ist.
2. Brandaktuelle News
Hierbei handelt es sich um eine Vorgehensweise, die zugegebenermaßen nicht für jede Branche gut funktioniert und auch nicht jederzeit ohne weiteres durchgeführt werden kann. Die Idee dahinter ist, neue Trends oder exklusive News möglichst früh zu erfassen, über diese zu berichten und sie einzuordnen. Erweisen sich die betreffenden Inhalte als interessant und wichtig, werden andere das Thema aufgreifen und diesen Beitrag als Quelle angeben. Gerade in der Tech-Welt kann dieses Prinzip gut mit Gerüchten oder Exklusivmeldungen funktionieren; z. B. Tests des neuen iPhone.
3. Gewinnspiele
Gewinnspiele eignen sich hervorragend, um Social Signals zu aggregieren. Erfahrungsgemäß fallen dabei aber auch meistens einige Backlinks ab. Verlosen lässt sich nahezu alles, was einen gewissen Wert hat. Als Shop-Betreiber liegt es natürlich nahe, die eigenen Produkte zu verlosen. Aber auch Gutscheine, Tickets oder Workshop-Teilnahmen lassen sich gut an den Mann oder die Frau bringen.
4. Free Stuff
Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um Content abseits blanken Textes. Ziel ist, den Besuchern etwas Nützliches kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das können sein: Apps, Tools, Designs, Wallpaper, Cheat Sheets usw.
5. Recaps zu Events
Gerade in der SEO-Szene – wo es an Events, Konferenzen und Co. nicht mangelt – erfreuen sich Recaps großer Beliebtheit. Kein Wunder, denn auch als Linkmagneten taugen gute und ausführliche Recaps eine Menge. Sie sprechen nämlich gleich mehrere (Link-)Zielgruppen an: Der Organisator verweist gerne, falls seine Veranstaltung dabei gut weg kommt. Teilnehmer, die im Beitrag erwähnt werden oder gar auf einem Foto abgebildet sind, machen ihrerseits gerne auf den Beitrag aufmerksam. Am wichtigsten sind aber wohl all die anderen Blogger. Denn die Blogger, die selbst ein Recap verfasst haben, wollen in der Regel eine möglichst vollständige Liste der anderen Recaps zusammentragen. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, von diesen verlinkt zu werden. Auch bei dieser Methode ist generell davon auszugehen, dass der Großteil entstehender Verweise von sozialen Netzwerken zustande kommt, aber auch Links sind nicht unwahrscheinlich.
6. Experteninterviews
Großer Vorteil des Internets: Branchengrößen jeglicher Themengebiete lassen sich recht schnell und sehr bequem identifizieren. Auch die Kontaktaufnahme fällt nicht schwer. Die meisten Experten geben gerne Interviews, da sie ihre Reputation und Reichweite stetig ausbauen möchten. Zum anderen fühlen sie sich schlicht geschmeichelt, wenn man sie als Fachexperten um eine Stellungnahme bittet. Es sollte bei dieser Methode unbedingt darauf geachtet werden, dass es sich tatsächlich um „anerkannte“ Fachleute auf dem Gebiet handelt. Die Zielgruppe soll ja schließlich auch Wert auf deren Meinung legen. Und natürlich sollten auch die Fragen, die gestellt werden, sehr gut vorbereitet sein. Nichts ist peinlicher, als ein Interviewer, der weder Interviewpartner noch Sachthema in- und auswendig kennt.
7. Ego Baits
Eine besondere Ausprägungsform der Bestenliste ist ein Ego Bait. Wie der Name schon erahnen lässt, appelliert man dabei an den Stolz oder das Ego von Personen, aber auch Unternehmen oder Institutionen. Dazu erstellt man – häufig auf der Grundlage einer Umfrage – ein Ranking der besten Seiten, Produkte, Unternehmen, Blogs, Ideen etc. Sofern die Liste sinnvoll und nützlich ist, hat sie eine reelle Chance, von „normalen“ Besuchern verlinkt zu werden. Außerdem – und das ist der wesentliche Punkt – werden es sich die Erstplatzierten häufig nicht nehmen lassen, ihre Leser oder Kunden auf diese Errungenschaft aufmerksam zu machen. Ein Beispiel: „Die 10 coolsten Reiseblogs Deutschlands“. Weniger sinnvoll dagegen: „Die 5 erfolgreichsten Popstars des Jahres“ – es ist einfach nicht sehr wahrscheinlich, dass Lady Gaga oder Justin Bieber verlinken werden. Häufig ist es sinnvoll, eine Umfrage zu den Besten einer Branche, eines Themas o. ä. zu starten. Die Nominierten wollen natürlich von ihren Lesern unterstützt werden und sind daher bestrebt, sie auf dieses Voting aufmerksam zu machen.
8. Interessant aufbereitete Statistiken
Heutzutage kommt man sehr leicht an Unmengen verschiedener Zahlen, Daten, Statistiken. Nicht umsonst erfährt Datenjournalismus momentan einen so großen Hype. Wertet man solche Daten aus und hebt interessante und relevante Erkenntnisse hervor, hat man häufig verlinkungswürden Content erstellt. Diesen Content sollte man zusätzlich noch anschaulich und verständlich aufbereiten. Am besten funktioniert das mit einer Infografik. Gute kostenlose Tools findet man bei: piktochart.com, easel.ly oder infogr.am.
9. Broken Linkbuilding
Das sogenannte Broken Linkbuilding ist eine sehr gute, wenn auch recht aufwendige und in Deutschland weniger weit verbreitete Methode, starke und wertvolle Links aufzubauen. Hierbei wird eine im Vorfeld recherchierte themenrelevante Domain gecrawlt und nach ausgehenden Links zu 404-Fehlerseiten überprüft. Nun kann man in einem nächsten Schritt mithilfe von archive.org nachvollziehen, welcher Content auf der 404-Seite ehemals vorhanden war. Dann erstellt man diesen Content auf der eigenen Domain – optimalerweise hochwertiger, als der ursprüngliche Content – und macht im letzten Schritt den Webmaster der verlinkenden Domain auf den fehlerhaften Link aufmerksam und bietet gleichzeitig den eigenen Content als neues Linkziel an.
10. Nützlicher, hilfreicher Content
Hier sprechen wir von wirklich massivem, umfangreichem Content, der eine Sachlage bis ins letzte Detail erläutert oder aber ein Problem löst, ohne Fragen offen zu lassen. In diese Kategorie fallen z. B. ausführliche Ratgeber und Anleitungen, detaillierte Howtos und Tutorials u. ä. Dem Einsatz verschiedenartiger Medien sind keine Grenzen gesetzt, je anschaulicher und abwechslungsreicher, desto besser. Als gutes Beispiel aus der SEO-Szene ist hier z. B. der WordPress SEO Guide von Yoast zu nennen.
11. Provokation
Das Internet ist ein Forum. Viele Menschen sind geneigt, ihre Meinung kundzutun, zu vertreten und zu diskutieren. Verfasst man einen kontroversen, provokanten Artikel zu einem aktuellen und heiß diskutierten Thema, kann man davon ausgehen, dass dieser Artikel wahrgenommen und diskutiert wird. Zusätzlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Blogger einen Gegen-Beitrag verfassen, in dem sie Stellung beziehen. In diesem Artikel werden sie selbstverständlich auf den Artikel verweisen, der die Kontroverse ausgelöst hat. Diese Methode ist recht heikel. Denn man muss schon eine gewisse Reputation in dem Themenbereich haben, damit sich überhaupt jemand für die eigene Meinung interessiert und diese ernst nimmt. Außerdem muss man abwägen, ob solch ein polarisierender Post dem eigenen Imageaufbau zuträglich ist oder ob er der Reputation nicht eher schadet.
Fazit
Es gibt durchaus viele kreative Ansätze, verlinkungswürdige Inhalte zu erstellen. Vorgestellt habe ich nur einige. Doch egal, für welche Strategie man sich entscheidet: Eine durchdachte und zielführende Distribution der neuen Inhalte entscheidet maßgeblich über den Erfolg eines Linkbaits. Es reicht eben nicht, die Inhalte zu erstellen und abzuwarten, was passiert. Man muss im Vorfeld eine klare Zielgruppe – nämlich eine, die auch geneigt ist, Inhalte zu verlinken – definieren, Multiplikatoren identifizieren und diese schließlich auch ansprechen und auf den Content aufmerksam machen. Erst, wenn die erschaffenen Inhalte verlinkungswürdig, alle Prozesse durchdacht und abgestimmt sind, steht einer erfolgreichen Kampagne nichts im Wege.
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