Heute plaudert Jens Umland, SEO Superman bei der Jimdo GmbH, aus dem Nähkästchen. Uns SEO Trainees verrät er, was er von der „not provided“-Problematik hält, was er über Monitoring und SEO-Tools denkt, welche Browser-Plug-ins er für SEO-Zwecke am liebsten verwendet und warum er so gerne bei Jimdo arbeitet. Was Jens sonst noch zu erzählen hat? Lest selbst!
SEO Trainees: Hallo Jens, vielen Dank, dass du uns heute Rede und Antwort stehst! Erzähl unseren Lesern doch bitte von deinem beruflichen Werdegang und wie du zu Jimdo gekommen bist.
Jens: Ich fange mal 2005 an, da alles davor wohl eher uninteressant ist. Von 2005 bis 2010 habe ich an der FH Wedel Wirtschaftsinformatik studiert, rückblickend betrachtet genau der richtige Studiengang für mich. Er war sehr praxisorientiert und bot einen sehr guten Mix aus BWL und Informatik. Ich kann sowohl den Studiengang als auch die Hochschule sehr empfehlen.
Einige meiner ehemaligen Kommilitonen hat es dann eher in die Richtung Software-Entwicklung gezogen, was mich so gar nicht angesprochen hat – mir reichte es aus, es beherrschen zu können, aber nicht zu müssen.
Mein erster Arbeitgeber war die shopping24 internet group (Otto Group). Dort habe ich zunächst das Pflichtpraktikum meines Studiums absolviert und danach meine Bachelor Thesis geschrieben – allerdings noch nicht zum Thema SEO, sondern über Conversion-Rate-Optimierung (CRO).
Nach Abschuss meiner Bachelor Thesis und meines Studiums habe ich angefangen, dort zu arbeiten. Anfangs waren es noch die Themengebiete SEO und CRO. Es wurde aber sehr schnell klar, dass mich der Bereich SEO dort so einnimmt, dass ich mich voll darauf konzentrierte. Ich habe insgesamt zweieinhalb Jahre bei der shopping24 internet group gearbeitet. Seit März 2012 bin nun bei Jimdo und betreue den Bereich SEO für unsere zwölf Sprachen.
SEO Trainees: Kommen wir zum Thema SEO: Wie wird sich SEO deiner Meinung nach in Zukunft entwickeln? Welche neuen Herausforderungen wird es geben?
Jens: Stellen wir uns nicht alle diese Frage? Ich denke, dass es SEO noch lange geben wird, in welcher Form ist jedoch – auch mir – unklar. In welche Richtung es gehen wird, zeigt Google durch die kontinuierlichen Updates des Algorithmus. Es wird in allen Facetten von SEO mehr auf die Qualität ankommen.
Weiter werden wohl Autoren von Content gestärkt bzw. es wird vielleicht irgendwann darauf ankommen, wer den Content auf meiner Seite verfasst hat. Eines ist klar: Es bleibt spannend (einer der Gründe, warum mir und vielen anderen dieser Bereich so viel Spaß macht)!
SEO Trainees: Was sagst du zur neuen Entwicklung bezüglich der „keyword not provided“-Problematik? Hast du einen Tipp, wie man das am besten umgeht?
Jens: Grundsätzlich ist der Ausgang ja klar: Es wird in absehbarer Zeit für den Online-Marketing-Kanal SEO keine Daten mehr darüber geben, über welches Keyword die Besucher gekommen sind. Das ist aus meiner Sicht besonders aus einem Gesichtspunkt ärgerlich: Ich kann nicht mehr sehen, welches Keyword auf einer SEO-Landingpage gut performt, also eine hohe Verweildauer, eine geringe Absprungrate und eine gute Conversion-Rate hat. Stattdessen sehe ich nur, wie die URL performt. Das ist sehr schade.
Natürlich bleiben die Keyword-Positionen. Die SEO-Landingpage hat ja in der Regel ein Primär-Keyword, für das sie optimiert ist. Man kann daher ungefähr sagen, was passiert, man weiß es nur eben nicht genau. Ich lege sehr großen Wert auf die Messbarkeit von Erfolg und Misserfolg, die im Online Marketing ja prinzipiell immer vorhanden ist, aber ein Teil hiervon geht durch „not provided“ definitiv verloren.
SEO Trainees: Damit leitest du wunderbar zu unserer nächsten Frage über – welche Rolle spielt deiner Meinung nach Monitoring im SEO?
Jens: Wie ich eben schon erwähnt habe, ist mir die Messbarkeit von Maßnahmen im Online Marketing, und natürlich speziell im Bereich SEO, sehr wichtig. Dabei sind aus meiner Sicht zwei Dinge zu beachten: Zum einen sollte man es nicht übertreiben, sondern sich auf die wesentlichen KPIs beschränken, damit es auch jeder verstehen kann und die Zahlen eindeutig sind. Zum anderen sollte alles automatisiert werden.
Sicher gibt es für alles Ausnahmen, aber für wiederkehrende Reportings sollte niemand manuell Excel-Sheets oder Ähnliches ausfüllen müssen – ich will das schließlich auch nicht.
SEO Trainees: Deine Meinung: Wann kann man sich beruhigt auf ein Tool verlassen und wann sollte man lieber seinen eigenen Kopf bemühen?
Jens: Ich denke, man sollte immer (!) ein gesundes Misstrauen gegenüber SEO-Tools haben. Speziell, wenn es um Analyse-Tools geht. Bei einer Positionsabfrage eines Keywords kann weniger „schief gehen“ als bei einer detaillierten OnPage-Analyse.
Es gibt zweifelsohne sehr gute Tools, die gut funktionieren. Ich habe jedoch nicht nur einmal die Aussage gehört: „Aber Tool XY hat doch … gesagt“. Leider hinterfragen manche, die vielleicht auch nicht die Erfahrung haben, die Aussagen von SEO-Tools gar nicht. Vor so einem Verhalten möchte ich warnen, ohne aber die Funktionalität der SEO-Tools bestreiten zu wollen.
SEO Trainees: Angenommen, jemand betreibt eine Website und setzt sich auch ein bisschen mit SEO auseinander. Wann reichen die Google Webmaster Tools und Google Analytics aus? Lohnt es sich für jeden Webmaster, in teure Tools zu investieren?
Jens: Auf keinen Fall! Grundsätzlich denke ich, man sollte zwei Dinge tun: Als erstes sollte man überhaupt etwas tun. Wenn man es dann noch schafft, die SEO-Grundlagen einzuhalten, ist für den Start alles erledigt.
Google Analytics in Kombination mit den Google Webmaster Tools bieten eine solide Grundlage für erste Analysen und ein Monitoring des SEO-Fortschritts.
SEO Trainees: Der Markt für SEO-Tools ist riesig – wie findet man für sich und seine Belange das passende Tool?
Jens: Ich glaube, man sollte immer klar festlegen, welche Funktionen und Daten man erwartet. Also: Reichen mir nationale Daten aus Deutschland oder bewege ich mich mit meinem Produkt und meiner Webseite in sehr vielen Ländern?
Generell empfehle ich, die Tools zu testen. Vielleicht für einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen und dann die Ergebnisse zu vergleichen, um die Entscheidung zu finalisieren.
SEO Trainees: Du hast uns kürzlich erzählt, dass du Google Chrome benutzt. Welche Vorteile bietet dieser Browser für dich gegenüber anderen Browsern?
Jens: Ja genau, ich verwende Google Chrome. Jetzt werden vielleicht einige denken: „Wie kann er Google Chrome verwenden, dieser Browser übermittelt doch alles direkt an Google!“. Das kann natürlich sein, aber ich möchte auch nicht auf andere Google-Produkte verzichten.
Als ich anfing, SEO zu machen, habe ich ausschließlich Firefox genutzt (vor allem wegen der guten Plug-ins für SEO), ein sicherlich toller Browser. Allerdings nutze ich gerne viele Browser-Plug-ins und leider wurde mir der Firefox mit zunehmender Nutzung am Tag zu langsam.
Dann habe ich mir Chrome angesehen und bin sehr zufrieden – sehr schnell trotz aktuell etwa 30 Plug-ins (keine Sorge, es sind nicht ausschließlich SEO-Plugins).
SEO Trainees: Was sind deine Lieblings-Plugins?
Jens: Ich beschränke es mal auf diejenigen, die ich regelmäßig nutze:
- Redirect Path
- Ghostery
- Web Developer Tools
- Page Load Time
- Evernote Web Clipper
- Feedbin.me Notifier
- Mozbar
- Check my Links
- YSlow
- Seerobots
- Canonical
- SEOquake
Darüber hinaus sind da noch ein paar andere, die sind meiner Meinung nach aber weniger spannend.
SEO Trainees: Jimdo hat viel Presseaufmerksamkeit für sein Arbeitsmodell bekommen, das ein bisschen an das von Google erinnert. Unter anderem habt ihr eine Feelgood-Managerin und euren eigenen Koch. Was macht für dich persönlich das Besondere an Jimdo aus?
Jens: Sehr viel mehr. Das sind sicher die beiden Punkte, die für sehr viel Aufmerksamkeit sorgen. Generell ist es so, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen. Das Tolle an Jimdo ist sicherlich, dass jedem Einzelnen die Freiheit gelassen wird, die er oder sie benötigt, um das bestmögliche Ergebnis für Jimdo zu erreichen. Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Dazu gehört auch, dass wir uns hier wohlfühlen sollen, was sehr gut gelingt. Das fängt bei der Bürogestaltung an und geht mit dem Arbeitsmaterial und unserem Koch Sam weiter.
Ich kann nur sehr schwer in Worte fassen, was das Arbeiten bei Jimdo ausmacht. Meine drei Chefs Christan Springub, Fridtjof Detzner und Matthias Henze haben hier ein Unternehmen mit einer Kultur etabliert, die es sicherlich nicht oft gibt – vor allem in Deutschland. Ihr solltet auf jeden Fall ihren Blog 3founders.com lesen, in dem sie viel Interessantes über die Entwicklung von Jimdo preisgeben.
SEO Trainees: Noch seid ihr von Jimdo mit diesem Arbeitsmodell in vielerlei Hinsicht Vorreiter in der deutschen Online-Marketing-Branche und in der deutschen Wirtschaft. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wieder für ein ganz „normales“ Unternehmen zu arbeiten, oder gewöhnt man sich an einen gewissen Standard?
Jens: Wir arbeiten hier bestimmt in einem sehr besonderen Unternehmen, zu dem neben einem eigenen Koch und unserer Feelgood-Managerin Magdalena auch noch weitere Vorzüge gehören, an die man sich schnell gewöhnt. Die Besonderheit wird immer dann spürbar, wenn man mit „Außenstehenden“ über den Arbeitgeber und die Arbeitsumgebung spricht.
Um zur Frage zurückzukehren: Obwohl ich Jimdos Unternehmenskultur und die Work-Life-Balance zu schätzen weiß, kann ich mir aber genauso vorstellen, dass ich irgendwann wieder bei einem „normalen“ Unternehmen arbeite. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich meinen Job bei Jimdo nicht nur wegen der oben aufgeführten Vorzüge mag, sondern weil eben gerade hier für mich das Gesamtpaket stimmt.
SEO Trainees: Beschreibe uns, wie dein Arbeitsplatz bei Jimdo aussieht.
Jens: Wir sind bei Jimdo in verschiedene Teams aufgeteilt. Organisatorisch gehört SEO ins Online Marketing. Da dieses Team aber derzeit recht getrennt von dem arbeitet, was auf unseren Länderseiten passiert, sitze ich gerade genau dort, wo ich den größten Einfluss nehmen kann: bei den internationalen Teams.
Ich sehe das sehr entspannt und werde immer dort sein, wo ich Jimdo am besten helfen kann. Das ist ein gutes Beispiel, wie flexibel Jimdo ist und welche Freiräume allen Mitarbeitern hier gelassen werden. Es ist kein Problem, den Arbeitsplatz zu wechseln, wenn es Sinn macht.
SEO Trainees: Eine letzte Frage noch: Du bist bei Jimdo als SEO Superman tätig – welche Qualitäten machen einen SEO zum Super-SEO und was ist dein Tipp für uns Anfänger?
Jens: Ich glaube, es steht mir nicht zu, über meine eigene Arbeit zu urteilen bzw. ich würde das nur sehr ungern tun, das sollen lieber andere machen. Ich versuche einfach, einen guten Job zu machen und Jimdo immer weiter zu verbessern – wie jeder meiner Kollegen.
Jimdo ist kein typisches Wirtschaftsunternehmen, deshalb haben wir auch keine gängigen Job-Bezeichnungen. Statt SEO-Manager bin ich eben ein SEO Superman und ich kann damit sehr gut leben.
Generell kann ich jedem, der sich für SEO interessiert, raten, einfach mal etwas auszuprobieren und sich in die vielen Blogs einzulesen. SEO-Trainee.de bietet da sicherlich eine sehr gute Grundlage, die ich ohne Bedenken empfehlen würde.
SEO Trainees: Vielen Dank für das Kompliment und das tolle Interview, Jens!
Jens Umland
Seit März 2012 ist der Wirtschaftsinformatiker Jens Umland bei Jimdo tätig. Die Jimdo GmbH wurde 2007 gegründet und bietet ein einfaches Baukastensystem zur Gestaltung von Websites an. Jens unterstützt das Online Marketing Team als SEO Superman und ist für die Optimierung und Steuerung der weltweiten Marketing-Kampagnen zuständig. An der Online-Welt reizt ihn vor allem, dass es immer spannend bleibt und jeden Tag etwas Neues gibt.
3 Antworten
Als Neuling in der „SEO-Szene“ habe ich das Interview mit Herrn Jens Umland aufmerksam verfolgt. Eigentlich ist es gar nicht so sehr überraschend, dass Keywords nicht mehr provided werden, sondern dass sich in Zukunft Qualität noch mehr durchsetzen wird, d.h. dass es in Zukunft noch viel mehr darauf ankommt, welchen Mehrwert der Content einer Webseite bietet. Allein mit Linkbuilding wird dann kein Blumentopf mehr zu gewinnen sein, und das ist gut so. Es ist zwar interessant, einiges über die Person Jens Umland zu erfahren und darüber, was seine Lieblings-Plugins sind bzw. warum er als Browser Google-Chrome verwendet und wie wohl er sich bei Jimdo fühlt. Dennoch hätte ich mir gewünscht, von einem solchen SEO-Superman noch mehr Infos und Tipps zu erfahren, die in Richtung SEO gehen.
Hi Lothar,
danke für deinen Kommentar! Wir werden uns deinen Tipp zu Herzen nehmen und versuchen, in zukünftigen Interviews an noch mehr super SEO-Tipps für unsere Leser zu kommen. 🙂
Beste Grüße,
Amke