Interview mit Dominik Wojcik

Als Interview-Partner konnten wir dieses Mal Dominik Wojcik gewinnen, der sich selber als GSG-9-Online-Marketing-Waffe bezeichnet. Er berichtet uns, wie er den Spagat zwischen privatem Black Hat und beruflichem White Hat meistert und gibt viele interessante Tipps zum Domain-Grabbing.

SEO-Trainee Kerstin: Hallo Dominik, vielen herzlichen Dank, dass du dir für ein Interview mit uns Zeit genommen hast. Zunächst einmal brauchen unsere Leser ein paar Background-Informationen zu deinem Tätigkeitsbereich. Somit bietet sich folgende Standard-Einstiegsfrage an: Wie dürfen wir uns deine Aufgaben bei Rocket Internet vorstellen?

Dominik: Ich bin zurzeit bei Rocket Internet Senior Berater für Online Marketing generell. Ich helfe also nicht nur einem Unternehmen genau, sondern ich versuche allen Unternehmen im Rocket-Verbund zu helfen. Sei es, dass ich meine technischen Erfahrungen einbringe oder meine Internationalsierungs-SEO-Erfahrungen einbringen kann. Du kannst dich mir ein wenig wie eine GSG-9-Online-Marketing-Waffe vorstellen, die dann hilft, wenn es vonnöten ist.

SEO-Trainee Kerstin: Zuvor warst du, nach eigenen Aussagen, eher in der „dunkleren Seite“ des WWW unterwegs. Wie kam es zu diesem Bereichswechsel? Inwiefern beschäftigst du dich immer noch privat mit sogenannten „Black Hat-Maßnahmen“?

Dominik: Einmal einen dunklen Hut und du wirst ihn nicht mehr los. Ich liebe den Black Hat-Bereich. Du hast Recht, ich komme aus der Hacker-Szene und hab viel gehackt und das auf einem relativ hohem Niveau, also nix was Scrippt Kiddies nutzen. Das muss man trennen. Tja und irgendwann hat es mal ein paar Jungs aus unserer Szene erwischt und so hab ich mich entschlossen, das Hacken nur noch theoretisch zu betreiben. Dennoch ist das Hacken eine ausgesprochen gute Schule fürs SEO gewesen. Denn so konnte ich extrem schnell ein Verständnis für SEO aufbauen. Wenn andere Monate oder sogar Jahre brauchen, um ein bestimmtes Niveau zu erreichen, dann ging das bei mir innerhalb weniger Wochen. Die ersten Expireds hab ich innerhalb von 14 Tagen schon gegrabbt.

Ich muss aber klarstellen, dass ich zwischen privatem und geschäftlichem Tun ganz klar unterscheide. Bei Rocket funktioniert es nur, wenn du White Hat machst. Privat hab ich aber ab und zu schon mal ein paar dunkle Bereiche, in denen ich unterwegs bin. Nur mit Black Hat wirst du die wahren Grenzen ausloten können, wie weit du bei Google wirklich gehen kannst. Es ist also praktisch SEO auf maximalem Level. Nicht umsonst sind die besten SEOs die, die Grenzen kennen und selbst ausgelotet haben.

SEO-Trainee Kerstin: Nun bist du ja sehr vielen in der SEO-Szene unter deinem Pseudonym „Böser Seo“ bekannt. Zum ersten April hast du verkündet, diesen Namen abzutreten und dich fortan „Seodonis“ zu nennen. Dürfen wir das als länger anhaltenden April-Scherz verstehen oder war das eine gezielte und ernstgemeinte Maßnahme der Image-Aufbesserung?

Dominik: Ach weißt du, mittlerweile komm ich mit meinem Nickname ganz gut zurecht. Ich bin halt der böse Junge in der SEO-Szene mit dem man kein Bild will. 😉

SEO-Trainee Kerstin: Einen Blog zu betreiben, der ausführlich über Black Hat-Techniken informiert, ist aus zweierlei Hinsicht gefährlich. Zum einen droht immer die Gefahr, von Google abgestraft zu werden, zum anderen kann deine ausführliche Berichterstattung auch Nachahmer mit sich ziehen, die hinterher z.B. beim Grabben von Expired Domains zu Konkurrenten werden. Wie meisterst du diesen Spagat?

Dominik: Du hast Recht, es ist ein Spagat, der wirklich schwer ist. Ich habe 13 Entwürfe im Augenblick in meinem Blog, ich würde gerne mehr bloggen, muss aber extrem aufpassen. Ich hatte mal einen „relativ harmlosen“ Blogpost über Expireds geschrieben, damit hab ich wohl so einigen in die geschäftliche Suppe gespuckt und da ich die Jungs mag und auch Geschäfte mit ihnen mache, hab ich den Post protected.

Aber vor Google hab ich keine Angst. Google braucht auch keine Angst vor mir zu haben. Ich mach nicht wie der Fantomaster „Google kaputt“ 😉 (O-Ton Ralf Tegtmeier), sondern versuche möglichst am Limit die Optimierungen zu machen.

SEO-Trainee Kerstin: Bei Vorträgen kann jedoch keiner öffentlich über Black Hat-Techniken reden. Was ist deine Strategie, dennoch Wissen an den Mann oder die Frau zu bringen?

Dominik: Ich will mit meinen Beiträgen eher ein Verständnis für Security schaffen, denn das fehlt meiner Meinung nach komplett. Nur wenn man die Schwachstellen des Systems kennt, kann man sich bestens schützen. Glaubt mir, wenn einige begreifen, wie viel Geld sie mit ihren Hacking-Fähigkeiten verdienen können, wird Google noch extreme Probleme bekommen. Nur aufgeklärte Webmaster helfen, das Web besser zu machen.

SEO-Trainee Kerstin: Deine Kompetenz wollen wir gleich einmal ausnutzen. Wir wissen, dass du selber ein Experte im Domaingrabbing bist. Was rätst du im Umgang mit Expired Domains? Wie viel sollte man von dem vorigen Content verändern, was sollte man beibehalten? Ist es bspw. sinnvoll, im selben Themengebiet und bei derselben Sprache zu bleiben oder hältst du diese Punkte für überbewertet?

Dominik: Ich hab relativ viele Tests in dem Bereich gefahren. Das Restoring ist meist die beste Möglichkeit. Bleibt im selben Sprachraum. Bleibt dem Domainthema treu und behaltet die Ruhe, wenn die Expired nicht sofort die alten Rankings wiederbekommt. Aber auch hier gibt es eine Menge Eventualitäten, auf die es ankommt, z.B. was es für eine Expired ist (Long Time / Short Time / Pending Delete Stati etc. …).

SEO-Trainee Kerstin: Gibt es regionale Unterschiede beim Domaingrabbing? Kannst du also sagen, dass die besten Domains tendenziell aus Amerika kommen oder das Grabbing bspw. polnischer Domains einfacher ist als das von de-Domains?

Dominik: Ja, die gibt es. Grundsätzlicher kannst du sagen, je exotischer eine TLD ist, desto einfacher wird es. CNO Domains, beispielsweise, gehen innerhalb von Millisekunden weg. Und denkt bitte nicht, dass .pl-Domains extrem exotisch sind, auch dort gibt es Top Grabber, die extrem flink sind.

SEO-Trainee Kerstin: Ist der Kauf einer eher schlecht platzierten Domain mit viel Potenzial nicht manchmal einfacher, als die umständliche Suche nach und Beschaffung von auslaufenden Domains?

Dominik: Ja, aber definiere Potenzial. Grundsätzlich aber nutze ich Expireds nicht als Projektbasis, sondern als Backlinkquelle. Aber klar, das Kaufen eines Projektes, was zum gesuchten Keyword auf Platz 15 steht, ist stressfreier und bietet Top Potenzial für ein erfolgreiches Projekt.

SEO-Trainee Kerstin: Welche Fähigkeiten braucht man, deiner Meinung nach, als guter Domain-Grabber? Kann jeder in diesem Bereich voll durchstarten oder sind profunde IT-Kenntnisse unabdingbar?

Dominik: Ohne IT-Kenntnisse wird es extrem schwer. Selbst mal eben einen Domainsnapper zu bauen, der dann auch bei den wirklich erstklassigen Expireds realistisch eine Chance hat, sehe ich bei 0,001%.

SEO-Trainee Kerstin: Wie äußern sich richtige Black Hat-Maßnahmen im Social Media-Bereich und wie kann man sich dagegen schützen?

Dominik: Black Hat im Social Media-Bereich ist breit gefasst, es gibt zig verschiedene Möglichkeiten und die ersten guten Programme aus Russland sind auch schon auf dem Markt. Was die machen und wie man sie einsetzt, will ich jetzt nicht wirklich besprechen. Es gibt auch Social Media Black Hat-Maßnahmen, die Lücken auf bestehenden Plattformen nutzen, wie XSS Lücken und Clickjacking. Der beste Schutz davor ist für Firefox NoScript. Ein kleines Plugin, was ziemlich intelligent im Hintergrund prüft, ob man Gefahr läuft, einer Attacke zum Opfer zu werden.

SEO-Trainee Kerstin: Man kann ja vermuten, dass du mit deiner Selbstständigkeit schon eine Menge Geld verdient hast. Wie kommt es, dass du trotzdem nicht deinen Job an den Nagel hängst? Was motiviert dich?

Dominik: Lernen. Online Marketing an sich ist so eine grandiose Branche, in der du jeden Tag was lernen kannst. Rocket bietet mir ein Umfeld, was so in Europa einmalig ist. Das was ich bei Rocket lernen kann, von den Besten ihres Fachs, ist grandios. Jeder sollte seinen Horizont erweitern und nicht nur sich auf bestehendes Wissen verlassen. Klingt vielleicht abgedroschen, ist aber so und mein voller Ernst.

SEO-Trainee Kerstin: Hast du noch persönliche Wünsche und Zukunftspläne, fernab von Suchmaschinenoptimierung & Co.?

Dominik: Mehr Reisen. Die Welt ist so spannend und hey, verdammt wir leben nur einmal. Wird Zeit, dass wir alles mal gesehen haben.

SEO-Trainee Kerstin: Kommen wir zum Schluss. Die letzte Frage bietet unseren Interview-Partnern traditionell Raum, ihren Ärger loszuwerden. Hier hast du die Möglichkeit, den überschätztesten SEO, den einfältigsten SEO-Blog oder ein skandalös schlechtes Tool zu bashen – Begründung optional. Dein ätzender Pfeil der Kritik trifft…?

Dominik: Alle Pfeifen, die nicht begreifen, dass SEO niemals sterben wird. Die Leute haben vor Google im Netz gesucht und werden das auch weiterhin machen. SEO ist nicht Google Engine Optimization. Erweitert verdammt nochmal euren Horizont und denkt nicht so beschränkt.

SEO-Trainee Kerstin: Lieber Dominik, vielen Dank für das klasse Interview!

Über Dominik Wojcik

Dominik Wojcik ist den meisten unter seinem Pseudonym „Böser SEO“ bekannt, mit dem er auch einen gleichnamigen Blog betreut. Geographisch kommt er aus der schönen Stadt Hamburg und lebt jetzt (Achtung Zitat) „in der coolen Hauptstadt Berlin“. Thematisch hat er seine Wurzeln in der eher „dunkleren Ecke des Webs“. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er nicht nur als Entwickler und Inhouse SEO, sondern verwirklichte sich auch selbst in zahlreichen eigenen Projekten. Mittlerweile ist er als Senior Berater für Online Marketing bei Rocket Internet angestellt. Beeindruckend finden wir auch seine Mehrsprachigkeit, welche ihn stets für internationale Projekte prädestiniert.