Inzwischen sollten es die Meisten mitbekommen haben: Facebook führt die neue, soziale Suchfunktion mit dem Namen „Graph Search“ ein. Bei der neuen Suche handelt es sich allerdings nicht um eine typische Web-Suche, wie sie z. B. von Google angeboten wird. Denn während andere Web-Suchen auf fremde Seiten verlinken, will Facebook, laut Zuckerberg, mit der Graph Search ohne Umwege direkte Antworten liefern. Was genau die Suche, die derzeit nur für einige Nutzer in der Beta-Version verfügbar ist, kann, was man bezüglich der Einstellungen innerhalb der Privatsphäre beachten sollte und was Bing damit zu tun hat, erfahrt ihr hier.
Wie funktioniert die Suche?
Der vorerst größte Unterschied zur vorherigen Facebook-Suche ist die Tatsache, dass es sich bei der Graph Search um eine semantische Suchmaschine handelt. Dies bedeutet, dass man nicht nur nach Schlag- und Stichwörtern suchen, sondern dass die Suchmaschine ganze Sätze verstehen kann. In Zukunft kann man also direkte Fragen stellen und so nach Menschen suchen, die auch bei Facebook sind. Diese Fragen lassen sich derzeit in die folgenden vier verschiedene Kategorien gliedern: Menschen, Fotos, Orte und Interessen. Die Kategorien lassen sich natürlich auch miteinander verknüpfen. In Zukunft habe ich also die Möglichkeit zu erfahren, wer welche Musik hört, welche Menschen aus Hamburg gern ins Musical gehen oder welches Restaurant meinen Freunden gefällt. Auch wer Fan welcher Partei ist oder wem welche Sportart gefällt, ist schnell herausgefunden.
So kann man in die Suchzeile z. B. eingeben „ Freunde, die gern Tennis spielen“ oder „Menschen aus meiner Stadt, die Kanye West mögen“. All diese Daten und Informationen waren auch vorher schon vorhanden. Allerdings werden sie nun durch die Graph Search übersichtlicher gestaltet und zentral aufbereitet. Bisher kostete es viele Klicks, um an diese Informationen zu gelangen. Beim Eintippen der Suchanfrage macht Facebook auch Vorschläge dazu, wie diese weiter aussehen könnte. Die Reihenfolge der Suchergebnisse ist natürlich kein Zufall. Wie relevant ein Ergebnis ist, entscheidet Facebook bei Fotos z. B. durch die Anzahl an Likes und Kommentaren. Aber auch die Gemeinsamkeiten und die bisherige Freundschaft, sofern vorhanden, werden eine Rolle spielen.
Die Graph Search ist aber nicht nur für Privatpersonen interessant. Auch Firmen können so viel über Kunden, Mitarbeiter und Bewerber herausfinden. Die Suche ist möglicherweise auch ein zukünftiger Konkurrent von anderen Unternehmen mit interner Suche. So kann man bestimmt auch nach „Frauen, die Single sind und aus Hamburg kommen“ suchen und dadurch Partnerbörsen einen Strich durch die Rechnung machen. Oder Headhunter suchen in Zukunft über Facebook nach „Männern, die unter 30 sind und Marketing studiert haben“. So könnte man das Ganze weiter spinnen.
Privatsphäre-Einstellungen sind das A und O
Als allererstes ist zu betonen, dass nur die Daten gefunden werden, die auch vom jeweiligen Nutzer freigegeben worden sind. Habe ich also bestimmte Informationen nur für eine eingeschränkte Gruppe freigegeben, so können diese auch nur von der Gruppe gefunden werden. Auch bei identischer Suchanfrage sieht jeder andere Suchergebnisse. Es handelt sich also um eine personalisierte Suche. Facebook hat in Bezug auf die Privatsphäre nachgelegt und hoffentlich auch noch weiteres in Planung. In Zukunft soll es vor allem einfacher werden, die Einstellungen bezüglich der Privatsphäre vorzunehmen. Erneuert und verbessert wurde auch die Funktion, mit der Markierungen auf Bildern gelöscht werden können. Parallel dazu kann man eine Nachricht an den Nutzer senden, der das Foto bei Facebook eingestellt hat und ihn direkt bitten das unerwünschte Bild zu löschen. Es ist zu empfehlen, einen genaueren Blick auf die Einstellungen seiner Privatsphäre zu werfen und diese zu überarbeiten.
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Auch Informationen, die innerhalb der Timeline einige Jahre zurück liegen, sollten erneut betrachtet werden. Denn durch gezielte Suchanfragen können sonst Informationen ans Licht und somit auf fremde Bildschirme kommen, die man selbst gar nicht mehr auf dem eigenen Schirm hat. Facebook ermöglicht also ein umfassendes Profiling, dass von Datenschützern mit Sicherheit kritisch gesehen wird.
Allerdings betont Facebook ausdrücklich, dass bei der neuen Suche die eigenen Privatsphäre-Einstellungen bestimmen, welche Inhalte welcher Nutzer angezeigt bekommt. Man entscheidet also selbst, ob man sich auf die neue Suchfunktion einlässt bzw. ob ─ und wenn, inwieweit ─ man hier zu finden ist.
Kooperation mit Bing
Neben den genannten Suchergebnissen werden aber auch Ergebnisse angezeigt, die über die Informationen, die Facebook beinhaltet, hinausgehen. Grund dafür ist, dass Facebook seine Kooperation mit Bing weiter ausgebaut hat. Wenn Facebook Suchanfragen nicht mehr mit den eigenen Daten, also denen der Facebook-Nutzer, beantworten kann, werden diese von Microsofts Suchmaschine Bing beantwortet. Diese Ergebnisse erscheinen dann auch direkt in der Facebook-Suche.
Fazit
Auch wenn sich die Suche noch im Betastadium befindet und demnach noch nicht vollends ausgereift ist, überzeugt sie mich vorerst. Sie war auch mehr als überfällig. Wann genau sie für alle Nutzer verfügbar ist, steht noch nicht fest. Laut Facebook soll die Suche aber innerhalb der nächsten Monate in allen Sprachen verfügbar sein.
Zum Thema Werbung ist zu sagen, dass derzeit noch keine zu entdecken ist. Allerdings wäre auf der rechten Seite noch genügend Platz. Ob man sich gegen Gebühr ein höheres Ranking erkaufen kann, wurde bisher noch nicht erwähnt. Das dies aber in Zukunft möglich ist und die Ergebnisse dann möglicherweise auch als „sponsored“ gekennzeichnet werden, halte ich für wahrscheinlich. Einen spannenden Artikel darüber gab es auch bei techcrunch.com. Interessant ist auch, wie der Deal zwischen Bing und Facebook genau aussieht. Vielleicht werden auch Anzeigen von Bing innerhalb der Facebook-Suche geschaltet. Doch bisher konnte ich hierzu keine weiteren Informationen finden.
Die Frage, ob Facebooks neue Suche ein ernstzunehmender Konkurrent für Google ist, lässt sich nicht so leicht sagen. Fakt ist aber, dass es Facebooks Ziel ist die Nutzer so lange wie möglich auf der eigenen Seite zu halten. Durch die Kooperation mit Bing müssten die Facebook-Nutzer rein theoretisch nicht mehr zu Google wechseln, um dort zu suchen. Hierdurch wird Facebook zur vollwertigen Suchmaschine, die neben den normalen Suchergebnissen auch noch viel spannendere Fragen beantworten kann, auf die Google keine Antwort weiß. Denn der bisherige König der Suchmaschinen weiß nicht, wer mit wem befreundet ist, in welche Restaurants meine Freunde gerne gehen oder wer aus Hamburg ein Fan von Tracy Chapman ist. Ich denke, die neue Suche hat viel Potential und durchaus die Chance dazu, Nutzer länger auf Facebook zu halten. Ob die Graph Search dafür sorgen wird, dass Google nicht mehr aufgerufen wird, bleibt abzuwarten.
Auch das Thema Datenschutz wird hier mit Sicherheit noch eine ganz große Rolle spielen. Ich empfehle jedem vor dem richtigen Start der Social Search einmal sein Profil von oben bis unten zu kontrollieren und die Privatsphäre-Einstellungen anzupassen. Wer neugierig auf Facebooks neue Suche geworden ist, der kann sich schon mal für die Beta-Version anmelden. Allerdings muss man dafür auf die englische (US) Version umstellen.
Eine schöne Woche wünschen euch
Kathi und die SEO-Trainees
16 Antworten
Na Gott sein Dank hat sich es im Laufe der Jahre nicht so schlimm entwickelt wie erwartet. Mittlerweile legt Facebook sogar selbst wert auf Datenschutz. Ich denke eher, dass sie unter Druck der Regierung leiden, falls mal doch etwas wie ein Skandal auf den Tisch kommt.
Ich finde die Graph Search auch etwas fragwürdig, heutzutage muss man eben immer mehr darauf achten was man über sich im Netz preisgibt. Für Firmen ist dieses Art von Suche sicher interessant um mehr über Kunden und deren Interessen zu erfahren und dem entsprechend zu werben oder das Angebot an zu passen.
Datenschutz-Gründe sagen mir hier: Nein danke! Und zwar ohne Einschränkungen.
Aus datenschutzrechtlichen – und verbraucher-orientierten – Gründen ist diese neue, aber nicht ganz unerwartete Facette sehr fragwürdig.
Danke für den tollen Artikel. Ich denke das die Datenschützer auch hier wieder Alarm schlagen werden. Im Grunde ist es ja jetzt eine Suchmaschine, wo man alles über jemanden herausfinden kann und Sachen erfahren kann, die man besser nicht erfahren sollte.
Bei allem Verständnis für die Begeisterung, die besonders Unternehmen haben könnten, die mit Daten über Menschen und Facebook Geschäfte machen wollen:
Gott sei Dank gibt es Initiativen, die mit viel Engagement gegen die Datenkrake und ihre Fangarme vorgehen spielen.
Apropos Datenkrake: Warum sollte ich zum Reichtum von Herrn Zuckerberg beitragen wollen?
Hallo,
tolle Beitrag auch Dank dafür.Ich persönlich möchte gar nicht mehr mit FB zutun haben, die sollen noch so gute Sachen entwickeln.
Gibts auch einiege Gründe dafür:
Instagram aka Facebook-fatale Folgen
Es sieht nicht mehr so gut für Instagram | Facebook, als manche denkt, herrlich wie dumm man sein kann.
Seit Instagram, Facebook übernommen hat.Die Zahl der täglichen aktiven Nutzer gemäß App-Traffic-Analysten Appstats ( Daily Active Users, DAU) zwischen dem 17.12. und dem 14.01. von 16,35 Millionen auf 7,41 Millionen Nutzer verringerte.
Der Grund hierfür ist AGB-Änderungen:Instagram verkauft Nutzerfotos ungefragt an Dritte für werbliche Zwecke.
Ohne Zustimmung durch den Nutzer und ohne Vergütung.
Nicht mehr lange und fatale ende kommt, wie konnte es auch anders sein:
Der Facebook-Totale Überwachung Artikel vom 23. Juli 2012
http://you-big-blog.com/2012/07/23/der-facebook-totale-uberwachung/
Deswegen verzichte ich weiter gerne auf denen tolle Extras.
Lg
Hallo Viktoria,
also soweit ich weiß hat Facebook Instagram gekauft und nicht anders rum 🙂
Das bei Instagram die Nutzerzahlen, dank der AGB-Änderungen, zurückgehen, war vorauszusehen.
Ich glaube allerdings, dass Facebook mit dem Fotodienst etwas ganz anderes vor hat – was, das werden wir in Zukunft sehen.
LG
Kathi
Der Sinn ist eigentlich recht naheliegend: Es wird der gigantische Datenschatz geschöpft, der auf den Servern von Facebook schlummert. Wenn die Suche von Anfang an brauchbare Ergebnisse liefert, dann steigt die Bindung der User an Facebook – kein anderer bietet dieses Ergebnisse. Gleichzeitig kann man über Suchanfragen das Profil des Users vervollständigen, der vielleicht nach seinen Interessen sucht, sie aber aus Privatssphäregründen nicht bei Facebook eingestellt hat.
Ich erkenne den Sinn hinter der Suche für den Benutzer noch nicht wirklich. Es scheint, dass Facebook durch die Einführung von der Graph Search zu einem noch besseren stalking Tool wird.
Die Zusammenarbeit mit Bing bzw. Microsoft empfinde ich als durchaus positiv. Vielleicht wird dadurch Google ein wenig der Wind aus den Segeln genommen.
Ich denke auch, dass Bing hier einen guten Deal gemacht hat!
Einer der Gründe, warum man bei Google sucht ist, meiner Meinung nach, die Gewohnheit.
Bin gespannt, wie sich das entwickeln wird… 🙂
Hallo,
unter http://www.seo-united.de/blog/social-media/die-neue-facebook-suche-ist-gefahrlich.htm haben wir einige Beispiele übernommen, welche zeigen, wie gefährlich die neue Suche von Facebook auch sein kann. Vielleicht ganz interessant…
Grüße
Gretus
Halle Gretus,
vielen Dank für den Link! 🙂
Das scheint mir ein logischer Schritt zu sein. Bei Facebook geht es um Menschen und Informationen – beides führt die Graph-Search auf einfache Weise zusammen.
Auf die Möglichkeit der Werbeschaltung bin ich (aus meiner Profession heraus) natürlich sehr gespannt…