Auch in dieser Woche hat uns die Welt rund um Google & Co. wieder viele spannende News zu bieten. Die wichtigsten haben wir wie immer für euch zusammengetragen. Lest hier nicht nur über die Realität von Google, sondern auch seine Zukunftsvisionen, wie sich manche dagegen wehren wollen und sich andere schon damit abgefunden haben und das Beste daraus machen.
Und täglich grüßt der Panguin?
Heute vor drei Wochen ging ein Beben durch die SEO-Welt: Das lang ersehnte Penguin Update von Google wurde initialisiert, kurz darauf bestätigte Google den Roll Out. Doch die großen Veränderungen blieben zunächst aus, man sprach von viel heißer Luft um nichts. Jetzt, drei Wochen später, sind deutliche Auswirkungen des Penguin 3.0 sichtbar. Viele Veränderungen, die aber auch viele Fragen aufwerfen. Vor allem danach, welche Auswirkungen sich welchem Update zuordnen lassen: Panda oder Penguin? Erst Ende September wurde Panda 4.1 ins Rollen gebracht, kurz danach kam der Penguin an die Reihe. Googles John Mueller kündigte Verzögerungen der Algorithmus-Aktualisierungen bereits bei der ersten Bestätigung des Penguin Updates an, sodass eine der ersten Fragen, die er in der Hangouts-Konferenz Anfang der Woche beantworten durfte, war, ob der Roll Out des Penguin Updates bereits abgeschlossen sei. Dies sei nach seinem Wissen nicht der Fall, der Roll-Out-Prozess des Pinguins sei noch im Gange. Die Zuordnung der Veränderungen in den SERPs zu den beiden Updates scheint also schwieriger zu werden, insbesondere dann, wenn deren Roll Out sich über mehrere Wochen oder Monate erstreckt.
Das ursprüngliche Ziel des Penguin Updates, Websites mit schlechtem Backlinkprofil abzustrafen, konnte jedoch anscheinend erreicht werden. Viele abgemahnte Domains, die sich nach dem letzten Update im vergangenen Jahr um Verbesserungen bei ihren Links bemühten, konnten ihre Rankings steigern. Julian Dziki von seokratie.de stellte allerdings auch Veränderungen in den SERPs fest, die auf guten Content zurückzuführen sind, für den Pinguin eher untypische Auswirkungen. Auch Martin Mißfeldt von tagseoblog.de beobachtet einige verzögerte Veränderungen. Mit Bezug auf einige Beispiel-Websites erläutert er, warum er eine Chance für kleine Websites sieht. Aufgrund deren guter Platzierungen bei einigen Keywords, scheint der Brand-Bonus großer Marken heruntergestuft worden zu sein, sodass kleine Domains mehr Spielraum gewinnen.
Irrungen und Wirrungen bei den SEOs, viele Änderungen in den SERPs: Julian Dziki spricht von einer neuen Hybridform des Pandas und Penguins und führt den „Panguin“ ein. Ein Neologismus, der den SEOs und Webmastern demnächst die Köpfe rauchen lässt?
Google gets physical
Interaktion auf Nachfrage, „everything should be just a tab away“. Googles neue Vision von grenzenloser Mobilität und unendlichen Angeboten stellt die Welt der mobilen Optimierung mal wieder vor neue Herausforderungen. Das Physical Web, wie Google es nennt, soll in Zukunft ermöglichen, uns jederzeit mit einer großen Anzahl von Geräten zu vernetzen, um online eine Transaktion durchführen zu können.
Einige Beispiele: Ich verlasse morgens das Haus für einen Shopping-Samstag und entschließe mich, den Bus zu nehmen, weil es regnet. Die Bushaltestelle hat die aktuellen Abfahrtszeiten hinterlegt und spielt sie mir auf mein Smartphone. In der Stadt angekommen, betrete ich meinen Lieblingsladen und finde sofort eine Liste der aktuellen Schnäppchen-Angebote übersichtlich auf meinem Handydisplay. Später treffe ich mich mit einer Freundin zum Essen, die beim Restaurantbesuch auf ihre Laktoseintoleranz achten muss. Auf der Suche nach einem passenden Restaurant für sie entdecke ich zufällig eine Empfehlung eines neuen Bistros auf meinem Smartphone und wir testen die Spezialitäten des Hauses. Das alles ohne langes Suchen und ohne Apps zu Fahrtzeiten, Prospekten oder Gastro-Empfehlungen. Das Physical Web sieht für jedes Gerät, das eine besucherfreundliche Information bereitstellen könnte, eine eigene URL vor, über die es seine Dienste anbieten kann und mit der interagiert wird. Diese Interaktion wird durch die Technologie des Bluetooth Low Energy (BLE), den kleinen Bruder des Bluetooth-Standards, möglich. Diese erlaubt es, Smartphones, Signale und deren Standort in einer Reichweite von ca. 70 Metern zu entdecken und deren Informationen abzurufen. Diese Signale funktionieren durch sogenannte Beacons, die in den URLs enthalten sind. Veränderungen, die die lokale Suche in Zukunft stark beeinflussen werden, wie auch Tom Anthony in seiner eigenen Zukunftsvision beschreibt.
Bei geringem technischen Aufwand und nicht allzu hohen Kosten ist ein schneller Anstieg der Dienste zu erwarten, was auch den Spam-Anteil erwartungsgemäß steigen lassen wird. So wie im echten Web sieht Google hier seine Chance, dem Nutzer die bestmöglichen Ergebnisse präsentieren zu können. Bei unzähligen Angeboten werden sowohl eine Dokumentenstruktur als auch ein Ranking nötig, Googles Königsdisziplinen. Wichtig für die Ergebnisse wird dabei vor allem der Kontext der Suchen sein, also auf welchem Gerät ich wo was bisher gesucht habe. Praktisch bei der Suche nach einem Restaurant mit laktosefreiem Angebot, aber auf Dauer vielleicht ein bisschen zu gläsern?
Alles Neue in der SEO – der SEO Day 2014
Auch in diesem Jahr versammelte sich die SEO-Szene im Rhein-Energiestadion in Köln zum Fachtreffen beim SEO Day 2014. Am 30.Oktober fanden sich zum viertel Mal in Folge über 600 Teilnehmer ein, um in mehr als 30 Vorträgen die neuesten Trends aus SEO und Online Marketing aufzuschnappen, zu hinterfragen und sich angeregt darüber auszutauschen.
Die Vorträge der Speakers liefen jeweils parallel ab, so musste man sich alle 45 Minuten für eins von drei spannenden Themen der Referenten entscheiden. Neben neuem Rüstzeug und vielen nützlichen Tools zu SEO-Themen wie Crawlability, Spamüberwachung oder Snippet-Optimierung, gab es auch Einblicke in Techniken der SEO, wie z.B. die Entwicklung und Durchführung eines Content-Marketing-Prozesses oder die Vorteile eines Corporate Blogs. Auch speziellere Themen wurden abgedeckt: Ein besonderer Beitrag in diesem Jahr enthielt z.B. die Erkenntnisse aus der rechtlichen Perspektive, die Anwalt Christian Solmecke in seinem Vortrag im Hinblick auf rechtliche Stolperfallen bei der Conversion-Optimierung bereitstellte. Viele Teilnehmer und Namen aus der SEO-Szene haben ihre persönlichen Highlights zusammengestellt und mit Fotos oder Videos dokumentiert. Andreas Graap durfte beispielsweise sieben Vorträge auf Video aufzeichnen und auch für alle bereitstellen, die nicht selbst beim SEO Day anwesend sein konnten. Felix Beilharz hat der Vortrag von SEOlytics-Experte Sören Bending über die Allmacht von Google besonders gut gefallen. Eine Reihe der Recaps gibt es auf den einschlägigen SEO-Seiten. Der SEO Day ist aber nicht nur etwas für Vollprofis, sondern richtet sich auch an Neueinsteiger, die ihre Webpräsenz besser kennenlernen und optimieren möchten. Daher sollte sich niemand, der sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, scheuen, daran teilzunehmen.
In Anlehnung an den SEO Day findet außerdem der sehr begehrte Expert Day statt, bei dem es auch noch sehr geheimnisvoll zugeht. Denn beim Expert Day gilt: Was dort behandelt wird, bleibt auch dort. Alle Teilnehmer einigen sich im Vorfeld darauf, Themen und Erkenntnisse dieses Tages ausnahmsweise mal nicht in die Blogosphäre hinauszutragen, sondern für sich zu behalten. Daher sind die Tickets für diesen Expert Day im Vorfeld auch immer heiß begehrt und schnell ausverkauft.
Online Marketing News Worldwide
UK: Nicht ohne mein Internet
In Großbritannien bekommt der Begriff „internetsüchtig“ noch einmal eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Einer aktuellen Umfrage von Direct Line home insurance zur Folge würden 48 % aller Befragten lieber darauf verzichten, ihre Familien und Freunde zu sehen als ohne Internet zu leben. Damit rangiert sich das Internet auf Platz 1 der Bedürfnisliste. Auch das Duschen, Fernsehgucken oder die berühmte englische „Tea break“ haben dagegen keine Chance.
Unterschiede bei der Indexierung zwischen Google und Baidu
Manchmal möchte man nicht, dass Suchmaschinen bestimmte Seiten indexieren. Aber kann man eigentlich für Baidu dieselben Strategien anwenden wie für Google? Ein interessanter Artikel auf webcertain.com gibt darüber Aufschluss. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
- 301-Weiterleitung, Canonical Tag und Robots.txt funktionieren auch für Baidu.
- Baidu unterstützt jedoch nicht das noindex-Tag, sondern lediglich nofollow und noarchive.
- Die chinesische Suchmaschine akzeptiert zudem kein HTTPS (Hypertext Transfer Protocol Secure). Stattdessen sind Webmaster angewiesen, zusätzlich eine HTTP-Seite mit dem gleichen Inhalt einzurichten und die HTTPS-Version darauf weiterzuleiten.
- Ähnlich wie bei Google gibt es aber auch bei Baidu eine Reihe an User-Agents, denen man das Crawlen der Seite verbieten kann. Dazu gehören u.a. der „Baiduspider“, der „Baiduspider-Image“ oder der „Baiduspider-News“.
Vermischtes
- Spätfolgen des Pandas? Gerade im Hinblick auf oben beschriebene Unklarheiten bezüglich der SERP-Veränderungen nach Penguin und Panda sind die auf dejanmarketing.com beobachteten Effekte der Aktualisierungen interessant. Seit Kurzem scheint Google Thin-Content-Seiten, also Webseiten mit minderwertigem oder geringem Mehrwert, wie 404-Seiten zu behandeln. Diese werden den Webmastern dann auch als Soft-404-Fehler-Seiten ausgespuckt, d.h. sie werden wie Suchergebnisseiten ohne Inhalte oder auch leere Autorenseiten behandelt.
- Blog-Umzug, aber richtig: Am 15. und 16. November findet in Hamburg die BLOGST Konferenz statt, auf der Blogger aus dem Mode-, Food-, Lifestyle- und Reise-Bereich in Workshops und Vorträgen ihr Wissen teilen und erweitern. artaxo-Vorstand Patrick Klingberg gibt gemeinsam mit der Bloggerin Ricarda Masuhr von Pech&Schwefel einen Workshop, in dem sie die technischen und SEO-relevanten Kriterien vorstellen, die bei einem Blog-Umzug von Blogspot auf eine eigene Domain zu beachten sind. In einer anschließenden Site Clinic können die Blogger ihre Websites live analysieren lassen und wichtige Learnings mitnehmen.
- Die Mickey Mouse schlägt zurück: Digital Economy Disney hat die Nase voll von illegalen Streamingportalen und antwortet Anfang der Woche mit einer Eigeninitiative gegen die in Googles SERPs auftauchenden Links. Wie auf trendsderzukunft.de berichtet wurde, meldete Disney das Patent für eine eigene Suchmaschine an, bei der Rechteinhaber offizieller Webseiten vorrangig in den Suchergebnissen erscheinen sollen. Dies wird dann schwierig, wenn eine Webseite wie z.B. wikipedia, die lediglich über ein Disney-Angebot informieren möchte, in den SERPs benachteiligt wird, obwohl sie gute Ergebnisse liefert.
- Eigene Videos auf dem Vormarsch: Anfang dieser Woche ließ die Videoplattform Vimeo, auf der persönliche Streams veröffentlicht, geshared und geliked werden können, eine global orientierte Expansion verkünden. Besonders interessant ist vor allem die Einführung des Euros als Währungsmöglichkeit bei der Zahlung. Neue Tools bieten zudem die Option, Bildunterschriften in die eigenen Videos einzupflegen und Übersetzungshilfen in Anspruch zu nehmen.
- Eine Brille für alle: Obwohl viele bereits vermuteten, dass sich Googles Forschungen zur Erweiterungen der Datenbrille mangels Marktinteresse erledigt hätten, wurde vergangenen Montag unter anderem auf dem GoogleWatchBlog bestätigt, dass der Suchmaschinenriese das Patent für ein neues Feature erhalten habe. Ab sofort sollen Modelle entwickelt werden, die einen Mini-Projektor im Brillengestell integrieren. So sollen sich die durch die Datenbrille gewonnene Informationen nun zukünftig mit anderen teilen lassen, ohne dafür aber die Brille absetzen und teilen zu müssen.
- Sicher – aber trotzdem schnell: Die Ladezeit einer Webseite beeinflusst schon lange deren Ranking in den Suchmaschinen, wenn es darum geht, die Benutzerfreundlichkeit zu beurteilen. Ebenfalls positiv auf das Ranking wirkt sich die Implementierung eines Transport Layer Systems (TLS) aus, ein System zur sicheren Datenübertragung im Internet. Da dies aber zu längeren Ladezeiten bei einer Webseite führen kann, hat Billy Hofmann auf dem MOZ Blog einen schönen Artikel verfasst, wie die sichere Datenübertragung durch TLS im HTTPS-Format eingebettet werden kann, ohne die eigene Performance zu beeinträchtigen.
- Bis zum letzten Widerstand: Als einziges „dickköpfiges“ Mitglied der VG Media hatte der Axel-Springer-Verlag Google die „Gratiseinwilligung“ zum kostenlosen Anzeigen von Artikelvorschauen in den Snippets verweigert – bis vorgestern. Via Twitter ließ CEO Mathias Döpfner bekanntgeben, dass man sich dem wirtschaftlichen Druck beuge und Google auch für die letzten vier Titel („Die Welt“, „Computerbild“, „Sportbild“ und „Autobild“) die Einwilligung ausstelle. Offensichtlich sei es zu massiven Traffic-Einbrüchen von bis zu 80 % gekommen, weswegen auch der Axel-Springer-Verlag ab sofort „fast freiwillig“ verzichten will.
- Eine Geschichte anders erzählen: Jedem, der sich bereits mit dem Thema Content Marketing auseinander gesetzt hat, ist der Begriff des Storytelling schon begegnet. Dabei kommen lineare Erzählstile und -kanäle von „Es war einmal…“ bis hin zu „…lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ nur noch in alten Märchen gut an, bei kreativen Content-Kampagnen muss oftmals ein bisschen mehr um die Ecke gedacht werden. Gary Viray listet dazu sechs Lektionen auf, die nicht-lineares Storytelling erläutern und mit Beispielen befüllen. Eine interessante Herangehensweise, Content mal nicht auf dem traditionellen Weg aufzubereiten.
Entgegen der Empfehlungen wünschen wir euch trotzdem ganz linear einen guten Endspurt der Arbeitswoche und dann natürlich ein erholsames Wochenende! Lasst’s euch gut gehen,
Sandra und die SEO Trainees
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