Auch in der gruseligsten Woche des Jahres hat sich in der SEO-Welt wieder einiges getan, aber keine Angst – zumindest vor den SEO-News braucht ihr euch heute nicht zu fürchten! Im Fokus stehen heute die Google-Guidelines-Änderung sowie weitere Ereignisse im Google-Kosmos. Mit dabei haben wir auch spannende Nachrichten zu Bing und YouTube. Außerdem vermuten wir, dass Google vielleicht der Grinch ist.
Google will alles sehen
Anfang der Woche wurde das Google-Karussell ordentlich angeschoben, denn Google kündigte eine Änderung der Webmaster Guidelines an. Dass der Suchmaschinenriese seine eigenen Systeme modernisiert, zeigt sich jetzt auch bei der Aktualisierung der technischen Richtlinien. Seitenbetreiber sollten nun sicherstellen, dass CSS-, Bild- und JavaScript-Dateien nicht länger durch die robots.txt-Datei eingeschränkt, sondern der Googlebot darauf Zugriff bekommt. Anderenfalls würden, wie Google Webmaster Trends Analyst Pierre Far unmissverständlich zu verstehen gab, den Websites schlechtere Rankings drohen.
Bei den Internetkapitänen führte man daraufhin eine kleine Studie durch, bei der einige hundert Websites überprüft wurden, inwieweit sie gemäß den geänderten Richtlinien beim Crawler durchfallen würden. Bei den 625 zufällig gewählten Domains, darunter auch viele große Websites und Online-Shops, blockierten ca. 10 % sowohl CSS als auch Javascript vollständig. Bei 16 % der Websites werden die Daten teilweise per robots.txt gesperrt. Sollte Google die Änderung im Algorithmus also jetzt vornehmen, hätten viele, teils große Webseiten erhebliche Nachteile.
Mit der Änderung geht Google in die Richtung, nicht mehr zwischen Nutzern und Crawlern zu unterscheiden. So ist die Suchmaschine nämlich in der Lage, Seiten so abzurufen und zu interpretieren wie ein Nutzer. Vorteil dabei ist, dass nun nicht mehr die Bedürfnisse des Crawlers über die des Nutzers gehen. Das bedeutet auch, dass eine optimale, visuelle Darstellung im Browser nun auch dem Crawler gefällt – man kann vermuten, dass Google zunehmend das Design und die grafische Aufmachung einer Seite in sein Ranking mit einbeziehen wird. Eine gute Usability und eine sinnvolle Strukturierung der Inhalte scheint dabei mehr und mehr in den Fokus zu rücken.
Julian Dziki von SEOkratie geht sogar so weit und stellt in seinem Blog die Möglichkeit in den Raum, robots.txt überhaupt nicht mehr zu verwenden. Er gibt zu bedenken, dass URLs, die im robots.txt ausgeschlossen werden, weiterhin im Index erscheinen, da Google eventuelle Noindex-Metas nicht lesen kann. Außerdem bezweifelt er, dass es von Vorteil sei, zu viele Dateien im Index zu haben, die per robots.txt ausgesperrt würden. Generell gilt: Sollte die Website für den Crawler völlig anders aussehen, als sie ein User zu Gesicht bekommt, sollte man dringend etwas ändern. Zur Überprüfung ist dabei das sogenannte „Abruf wie durch Google“ in den Webmaster Tools hilfreich, das den Abruf einer Website durch die Systeme von Google visualisiert.
Bing spricht Emoji
So wie Google Anfang der Woche Änderungen verlautete, gibt auch Suchmaschinenkonkurrent Bing eine neue, von Google bislang nicht unterstützte Funktion bei der Suche bekannt. Bing erlaubt nun die Suche mit Emojis. Emojis, japanisch für Bildschriftzeichen, sind Ideogramme, die vor allem in SMS, Messenger und Social Media vorrangig Emotionen in einem Bild ausdrücken. Die aus Japan ursprünglich stammenden Emoticons haben sich vor allem in den letzten Jahren zunehmend als internationaler Standard etabliert – quasi die bislang einzige universelle Sprache. Mit Emojis können nicht nur Befindlichkeiten, sondern auch andere Dinge wie Speisen, Pflanzen, Tiere oder Aktivitäten ausgedrückt werden.
Die Suchmaschine versteht die semantische Bedeutung des Emojis und zeigt entsprechende Ergebnisse an, kann aber auch die Bedeutung von Emojis erklären sowie in verschiedenen Kombinationen Suchergebnisse anzeigen.
Leider kann bislang nur Bings englische Version diese spannenden Funktionen. Vielleicht birgt diese Form der Suche auch zukünftiges SEO-Potenzial? 🙂
How Google stole Christmas?
Weihnachten steht quasi vor der Tür und auch dieses Jahr tauchen Beschwerden von Preisvergleichs- und Produktportalen auf, die in den letzten zwei Wochen offenbar deutliche Rückgänge in ihrer Sichtbarkeit bei Google feststellen mussten. Spielt Google etwa den Grinch, klaut sich den Traffic und pusht damit die eigene Shopping-Suche? Mithilfe der Software von SEOlytics untersuchten die Online Marketing Rockstars die Sichtbarkeit vier verschiedener Preisvergleichsportale und sprachen mit verschiedenen Vertretern des Marktes.
Die Vertreter der untersuchten Seiten wie yopi.de, yatego.com, ciao.de und dooyoo.de sehen insbesondere das neue Panda-Update als Auslöser des Sichtbarkeitseinbruchs. Olivier Sichel, CEO von ciao.de, meint, dass das Wettbewerbsumfeld sich mit dem Roll out von Panda 4.1 dramatisch verändert hätte. Es scheint, als würde Google in den Preisvergleichsportalen wenig Mehrwert für den Nutzer sehen und sie daher abstufen.
Dennoch vermuten die Betreiber der Websites nicht nur altruistische Gründe hinter Googles Abstrafung: Websites wie idealo.de und billiger.de, die viel Geld in Google Adwords investieren, seien in den organischen Suchergebnissen wesentlich besser zu finden als die Konkurrenz. Philipp Klöckner, Gesellschafter und Berater der Axel-Springer-Beteiligung ladenzeile.de, vermutet, dass der Algorithmus vor allem Portale runterstufe, die das gleiche Geschäftsmodell wie Google haben. Google würde auch nichts anderes machen, als Daten von Dritten zu aggregieren. Bereits mehr als 20 verschiedene Unternehmen haben Beschwerde gegenüber der Europäischen Kommission eingelegt. Zum einen, damit Google die eigenen Produkte in den Suchergebnissen nicht bevorzugt, und zum anderen, damit sie Wettbewerber nicht gezielt herabstufen. Wie das Verfahren ausgeht, ist noch völlig unklar. Erfahrungsgemäß lässt sich Google aber nicht unbedingt viel sagen…
Online Marketing News Worldwide
Spanischer Kongress genehmigt Steuer auf Links und Zitate
Deutschland hat sein Leistungsschutzrecht und Spanien hat nun sein „Ley de Propiedad Intelectual“ (= Gesetz zum geistigen Eigentum), welches am Donnerstag durch den spanischen Kongress verabschiedet wurde. Ab Januar 2015 müssen Suchmaschinen nun erstmals eine Abgabe an die Verlage zahlen, wenn sie auf ihre Inhalte verlinken. Auch minimale Zitate aus urheberrechtlich geschützten Texten sowie einfache Verlinkungen können jetzt eine Abgabe erfordern. Das gilt nicht nur für Google, sondern für alles und jeden, der im Internet aktiv ist. Es steht allerdings noch nicht fest, ab wann ein Text urheberrechtlich geschützt und wie die Steuer gestaffelt ist. In jedem Fall ist aber die spanische Regierung glücklich über den Triumph und die ganze Internet-Branche geschockt über so mangelhaftes Verständnis der Gesamtsituation.
Vermischtes
- Machtwechsel bei Google: CEO Larry Page gibt einige seiner Verantwortlichkeiten ab und macht Google Manager Sundar Pichai zur neuen Schlüsselfigur des Unternehmens. Der 42-Jährige hatte in den letzten Jahren eine Blitzkarriere bei Google hingelegt und übernimmt nun zusätzlich die Aufsicht über die Websuche, Google Maps, Google+ sowie Research, Werbeprodukte und Infrastruktur. Bislang war Pichai für Chrome, Google Apps und Android zuständig. Page möchte sich mehr auf die Strategie und das große Ganze konzentrieren. Über YouTube, Google X und Nest behält er weiterhin die Kontrolle. Auch wurde bekannt, dass Android-Erfinder Andy Rubin nun offiziell das Unternehmen verlassen und bei einer Robotik-Firma eine neue Anstellung gefunden hat.
- Second-Screen-Patent für’s TV: Eines der ältesten Patente von Google wurde nun bewilligt. Bereits im April 2003 beantragte der Suchmaschinenriese ein Patent für einen sogenannten Second Screen. Das soll beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn Zuschauer, die eine Nachrichtensendung sehen, zeitgleich einen sich aktualisierenden Zusatzbildschirm hinzuziehen können, der nützliche Hintergrundinformationen bereitstellt. Dafür wird die Nachrichtensendung erst in einen Textstream umgewandelt, anhand von Keywords analysiert und errechnet, wann beim Zuschauer eine Frage zu den jeweiligen Themen aufkommen könnte. Findet Google so eine mögliche Frage, werden die entsprechenden Informationen sekundenschnell auf dem Second Screen erscheinen – womöglich die Antwort auf das Zuschauerverhalten von heute, bei dem viele Menschen zeitgleich zum TV ihr Smartphone oder das Tablet nutzen, um an Informationen zur gesehenen Sendung zu kommen.
- Neue Funktion in Google Webmaster Tools: Wenig überraschend hat Google eine neue Funktion in die Webmaster Tools integriert. Mit der Mobile Usability ist es nun möglich, Probleme mit der mobilen Website aufzudecken. Pierre Far und Keita Oda hatten bereits auf dem Webmaster Central Blog angekündigt, Suchergebnisse, jetzt auch bei den nicht-englischsprachigen Inhalten, zu kennzeichnen, bei denen Darstellungsprobleme beim Besuch auftreten könnten. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Usability immer mehr in den Fokus rückt?
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Neuer Höhenrekord für Google Manager: Ganz heimlich hat Google Manager Alan Eustace den Sprung von Felix Baumgartner in den Schatten gestellt. Der 57-Jährige sprang aus einer Höhe von 40.233 Metern aus einem Ballon und fiel 15 Minuten, bevor er wieder auf der Erde angelangt war. Anders als Baumgartner, der mit Red Bull seinen Sprung als Mega-Event inszenierte, hielt Eustace seine Pläne geheim und arbeitete gemeinsam mit dem Unternehmen Paragon Space Development Corp. an der Umsetzung. Nur wenige Medienvertreter durften beim Sprung dabei sein. Auch Larry Page gratulierte stolz seinem Mitarbeiter.
- CEO Susan Wojcicki über YouTubes Zukunft: Im Rahmen der Code Mobile Conference gab YouTube-CEO Susan Wojcicki Einblicke in Googles Videoplattform. So werden laut Nutzungsstatistik inzwischen genau die Hälfte aller Videos auf mobilen Geräten über die App abgespielt. Wojcicki erzählte auch, dass man bei YouTube über einen bezahlten Abo-Dienst ohne Werbung nachdenke. Zur eigenen Musikplattform YouTube Music Key, die seit langer Zeit in der Entwicklung ist, konnte Wojcicki keine neuen Einblicke geben. Verhandlungen mit Plattenfirmen sowie der interne Kampf zwischen Play Music und Music Key dürften wohl für Probleme sorgen. Über den geplatzten Deal mit Twitch wollte sie auch nicht wirklich reden.
- Wichtige Entscheidungen im E-Commerce: Der Oktober neigt sich dem Ende zu und t3n-Autor Martin Rätze fasst das Wichtigste zusammen, was das E-Commerce-Recht im Oktober betrifft. Dazu gehören unter anderem Abmahnungen wegen Empfehlungsfunktionen bei Amazon und eBay, wichtige Urteile zu Kundenbewertungen und neue Entscheidungen bezüglich des Widerrufsrechts bei Kundenspezifikationen.
- Happy Halloween: Als kleine Einstimmung für den heutigen Gruselfreitag könnt ihr euch auf Search Engine Roundtable die verschiedenen Halloween Doodles für 2014 und auch für die vergangenen Jahre anschauen. Dieses Jahr hält Google sechs verschiedene Doodles für Gruselfreunde bereit. Wem das noch nicht gruselig genug ist, der kann auf Google+ einen Halloween-Foto-Filter über seine Bilder legen. Spooky!
Auch wir wünschen euch happy Halloween, happy Friday und sowieso ein happy Wochenende! Bis zum nächsten Mal,
Chiara und die SEO-Trainees
6 Antworten
Vielen Dank für die vielen umfangreichen und äußerst konstruktiven Artikel zu verschiedensten Themen. Macht weiter so!Ich habe bisher mehrere Artikel gelesen – Du fasst prägnant die wichtigsten News und Vorgehensweisen zusammen und vermittelst dein Wissen gut verständlich. Ich deine Hinweise sehr gut bei meiner eigenen Website umzusetzen.
Sehr informativ fand ich übrigens den Artikel zum Online-Recht.
Viele Grüße
Hallo Guido,
es freut uns, dass dir unsere Artikel helfen und dir wichtige Hinweise bei der Arbeit mit deiner eigenen Website geben! So soll es sein 🙂
Viel Spaß noch beim Lesen und liebe Grüße
Chiara
Ich finde euren Wochenrückblick immer super spannend und echt gut zusammengefasst.
Das mit Bing hat mich jetzt ein bisschen überrascht? Kamen die von alleine auf die Idee oder gab es sowas schon mal vorher?
Finde die Idee eigentlich klasse.
Hallo Stephan!
Danke für die Blumen 🙂 Soweit ich weiß, ist Bing die erste große Suchmaschine, die die Suche mit Emojis ermöglicht. Ist aber auch bislang erst mit der englischsprachigen Version möglich. Inspiration dazu gab es sicherlich von Facebook, WhatsApp & Co, die Emojis schon dauerhaft verwenden.
Viele Grüße
Chiara
Danke für die gute Zusammenfassung, Top wie immer! Mein Highlight der Woche: Die Fortschritte von Bing 😉 wurde ja auch Zeit das mal einer einen Step weiter denkt^^
Du lernst wirklich eine ganze Menge bei Euch. Bei uns ist das ebenso. Leider gilt das nichtfür die ganze Branche. Lieben Gruss, Agnes