Google Analytics stellt wohl die besten Performance-Daten zur Verfügung. Generell sollten die Hintergründe, woher diese Daten stammen und was sie aussagen, geklärt sein. In unserem Top-Thema wollen wir über Hintergründe der Datenverarbeitung aufklären. Außerdem halten wir Euch auf den aktuellsten Stand mit unserem Google News.
Analytics-Daten sollten hinterfragt werden
Trackingtools können Informationen zu Websites bereitstellen, die als Grundlage für Optimierungsmaßnahmen dienen können. Doch häufig ist die Datenlage nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Anblick den Anschein hat. Wir haben uns hierzu einen Artikel von iPULLRANK genauer angesehen. Wir zeigen Euch welche Prozesse hinter Trackingtools (insbesondere Google Analytics) stecken, welche Veränderungen in absehbarer Zukunft auf Euch zukommen und worauf Ihr bei der Auswertung Eurer Daten achten solltet.
Was für Daten gibt es?
Bevor wir uns die Datenverarbeitungsprozesse im Detail anschauen, ist es wichtig zu klären, welche Arten von Daten es überhaupt gibt. First-Party-Daten sind Informationen, die ein Unternehmen selbst durch Tracking von Nutzern erhebt.
Second-Party-Daten sind Informationen, die von anderen Anbietern bezogen werden. Oder anders gesagt: Es handelt sich dabei um First-Party-Daten, die einem Dritten verkauft wurden.
Third-Party-Daten können von Datenaggregatoren bezogen werden. Diese wiederrum bezahlen Publisher dafür, um diese Datensätze erhalten und aggregieren zu können.
Datenverarbeitungsprozess bei Google Analytics
Es gibt zahlreiche Trackingtools. Google Analytics ist wohl das gängigste und sicherlich auch wichtigste Tool für Webmaster. Wir möchten Euch nun näher die Funktionsweise von Google Analytics erklären, die aber bei vergleichbaren Tools anderer Anbieter ähnlich ist. Natürlich gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Bei der nun folgenden Vorgehensweise handelt es sich um Nutzer, die die jeweilige Website noch nicht besucht haben bzw. ihre Cookies in der Vergangenheit gelöscht haben. Besucht ein Nutzer nämlich eine Website, bei der ein Cookie gesetzt wird, wird dieser bei künftigen Besuchen immer wieder aufs Neue geladen. Gemäß DSGVO (Art. 5, Abschnitt 1, f) ist diese Speicherung für einen undefinierten längeren Zeitraum für wissenschaftliche, historische oder statistische Zwecke erlaubt. Bei Google Analytics kann das sogenannte Conversion Window für maximal 90 Tagen eingestellt werden.
- Es beginnt damit, dass ein Nutzer eine Website besucht. Das bedeutet, dass eine Abfrage an den Server der jeweiligen Domain durchgeführt wird, um die von dem Nutzer angefragten Ressourcen laden zu können. Hier werden bereits Informationen über den Nutzer gespeichert und zwar in den Logfiles. Der Server antwortet und spielt in der Regel die Inhalte aus, die der Nutzer zuvor angefragt hatte.
- Nachdem der Server die angefragten Informationen an den Browser des Nutzers geschickt hat, wird eine weitere Browser-Anfrage an den Google Analytics Server gestartet. Voraussetzung für diese Anfrage ist, dass Ihr als Webmaster ein HTML-Snippet in den Head der Seite (seitenweit) einbaut, welches einen JavaScript-Tracking-Code enthält. Dieses Code-Snippet führt das Tracking aus und sollte auf jeder Seite integriert sein, für die Ihr Daten sammeln wollt.
- Ist der Tracking-Code korrekt eingebunden, setzt Google Analytics einen Cookie in den Browser des jeweiligen Nutzers. Dieser trackt sämtliche Interaktionen, die der Nutzer mit der Domain und sämtlichen Subdomains ausführt. Alle Interaktionen, die der Nutzer ausführt und die in Analytics gespeichert werden, werden als „Hit“ bezeichnet. Ein Hit enthält viele unterschiedliche Parameter über den Nutzer, der die Interaktion ausgeführt hat. (Bsp. Sprache, Browser, Gerät, etc.)
- Die getrackten Daten werden zudem standardmäßig erweitert. Es werden unter anderem die IP-Adressen und Server-Logfiles abgerufen und in Analytics aufbereitet.
- Kommen diese Daten nun gebündelt bei Google Analytics an, wird generell in drei Arten von Hits unterschieden:
- Pageview Hits: Wird ausgelöst, wenn ein Nutzer eine Seite mit einem Trackingcode lädt.
- Event Hits: Wird gemessen, wenn ein Nutzer auf ein bestimmtes Element einer Seite klickt. (Zum Beispiel ein Abspiel-Button eines Videos)
- Transaction Hits: Wird auch als „e-Commerce-Hit“ bezeichnet. Dieser Hit wird erhoben, wenn beispielsweise Produkte oder Dienstleistungen über einen Shop bezogen werden.
- Diese drei Arten von Hits werden von Google Analytics wiederum mit unterschiedlichen Parametern behandelt, sodass Ihr als Analytics-Nutzer in Euren Reports zu bestimmten Interaktionen spezifisch filtern könnt.
Wann werden Cookies nicht gesetzt?
- AdBlocker: Gemäß der EU-Richtlinien dürfen Nutzer sogenannte AdBlocker einsetzen, die das Laden von Cookies generell unterbinden.
- Cookies werden gelöscht: Wie bereits angedeutet, können Cookies auch von Nutzern gelöscht werden. Dies kann recht simpel in den Browser-Einstellungen durchgeführt werden.
- JavaScript wird deaktiviert: Wohl eher weniger verbreitet sind Nutzer, die JavaScript deaktivieren. Da Cookies über JavaScript-Snippets geladen werden, ist dies eine Grundvoraussetzung für das Tracking.
- Schlechte Ladezeit: Denn wenn Eure Ladezeit schlecht ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Nutzer schnell abspringen und Eure Inhalte gar nicht mehr sehen. Eine schlechte Ladezeit kann natürlich auch dafür sorgen, dass ein Cookie erst gar nicht gesetzt werden kann.
Worauf muss bei der Interpretation der Daten geachtet werden?
Die dargestellten Gründe, weshalb Cookies nicht gesetzt werden können, sorgen dafür, dass Ihr Analytics-Daten nicht einfach so als 100 % wahrheitsgetreu hinnehmen solltet. Laut einer Studie von comScore löschen mehr als 30 % der Internetnutzer in Deutschland ihre Cookies.
In diesem Fall muss der Cookie bei diesen Nutzern neu gesetzt werden, weshalb der Anteil von neuen Nutzern höher als tatsächlich ist. Hinzu kommt, dass die Daten von Nutzern, die bei Google angemeldet sind, nicht so detailliert sind, wie bei anderen Nutzern. Dadurch werden nämlich keine Informationen zu Keyword-Daten preisgegeben. Analytics kennzeichnet das mit dem Begriff „not provided“.
ITP 2.2 ändert die Tracking-Welt
Im Frühjahr 2017 stellte Apple seine Initiative „Intelligent Tracking Preventation“ vor. Für den Safari-Browser sieht dieses Konzept vor, dass Cookies nach sieben Tagen entfernt werden sollen. Dies ist für die Betrachtung der Daten alles andere als unerheblich. Einer Studie von NetMarketShare zufolge hat Safari einen Marktanteil von 16,38 %. In Bezug auf die Customer Journey und den damit zusammenhängenden Verkaufsprozess von Produkten oder Dienstleistungen im e-Commerce-Bereich sind sieben Tage in der Regel nicht ausreichend, um wertvolle Rückschlüsse aus diesen Daten zu ziehen. Zudem reichen die Daten kaum aus, um mittels A/B-Tests Anzeigen zu optimieren. In unserem Top-Artikel von KW 24 sind wir konkret auf ITP 2.1 eingegangen. Das bevorstehende Update 2.2 sieht sogar vor, die Laufzeit von Cookies auf gerade einmal 24 Stunden zu reduzieren.
Firefox geht gegen Tracking vor
Wir haben in KW 23 darüber berichtet, dass Firefox mit dem letzten Update (04.06.2019) Tracking-Cookies standartmäßig in den Voreinstellungen sperrt. Im Detail bedeutet dies, dass Analytics-Daten, die auf verfolgenden Third-Party-Daten basieren (Werbefunktionen und Remarketing), nicht mehr aus Firefox verfügbar sind. Alle weiteren Tracking-Funktionen sind nach wie vor in Analytics möglich.
Fazit
Fasst man alles zusammen spricht Mike King davon, dass es zu einer Datenlücke von 15 – 40 % kommen kann. Aus diesem Grund solltet Ihr in jedem Fall prüfen, wie sich Eure Performance-Daten zusammensetzen und welche Daten potenziell fehlen könnten. Bevor Ihr wichtige Business-Entscheidungen fällt, wäre dies in jedem Fall zu empfehlen.
Habt ihr begründeten Verdacht, dass Eure Analytics-Daten weit von der Realität entfernt sind, solltet Ihr darüber nachdenken Eure Logfiles genauer zu studieren beziehungsweise diese bei Euren Kunden anzufragen. Diese Logfiles sind so gesehen die Rohdaten. Diese Daten enthalten jedoch personenbezogene Informationen, die in jedem Fall anonymisiert werden müssen.
Google News
- Versteckte Inhalte crawlbar machen: SEO-Suedwest berichtete kürzlich darüber, dass Inhalte, die durch sogenannte Akkordeons ein- und ausgeklappt werden können, mit CSS gestaltet werden sollten. Das Portal bezieht sich auf den Webmaster-Hangout vom 14. Juni, bei dem John Mueller bestätigte, dass andernfalls diese versteckten Inhalte nicht vom Google-Bot gecrawlt und indexiert werden können, sollten sie nicht in CSS gestaltet sein.
- Neue Funktionen in der Google Search Console: Der Account Google Webmaster twitterte am Anfang der Woche, dass ab sofort zwei neue Funktionen in der Search Console zur Verfügung stehen.
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- Es gibt nun die Möglichkeit, dass das Markup nach spezifischen Stellen durchsucht werden kann.
- Nachdem man die jeweilige Markup-Stelle identifiziert hat, können direkt Optimierungen vorgenommen werden.
Die Änderungen für das AMP-Tool, Rich Results Tool und das URL Inspection Tool sind ab sofort verfügbar.
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- Social-Media-Markup wird nicht mehr gebraucht: Google zieht sich ab sofort sämtliche Social-Media-Profile automatisch von Websites, um diese in einem möglichen Knowledge Graph darzustellen. Dies gab Google Webmasters Anfang der Woche über Twitter bekannt. Zuvor musste ein Social-Media-Markup verwendet werden, was nun nicht mehr implementiert werden muss. Es kann aber weiterhin eine Bearbeitung der Knowlegde-Graph-Informationen bei Google beantragt werden.
- Journalistische Inhalte sind für Google nicht kommerziell relevant: Sistrix hat eine Studie zum Thema EU-Leistungsschutzrecht veröffentlicht. Anlass ist die schon lange anhaltende Diskussion darüber gewesen, dass Google Presseverleger für die Verwendung von journalistischen Beiträgen in Google News nicht entlohnt. Die Datenbasis stellen 1.278 Domains dar, die in der vergangenen Woche mindestens fünf Artikel über Google News veröffentlicht haben. Sehr lesenswert, schaut mal rein!
Vermischtes
- 49 % aller Google-Suchanfragen sind No-Clicks: Diese bemerkenswerte Zahl ergab eine Studie des ersten Quartals im amerikanischen Raum von Jumpshot und SparkToro. Darüber hinaus führen 12 % der Klicks auf Domains, bei denen die Inhaberschaft bei Alphabet Inc. liegt. Welche spannenden Insights dieser Report noch liefert, solltet Ihr nachlesen.
- Die häufigsten SEO-Fehler: Im vergangenen Jahr 2018 wurden mit dem Audit-Tool von SERPSTAT mehr als 204.000 Analysen durchgeführt. Diese Daten wurden nun ausgewertet. Die vor kurzem veröffentlichte Studie zeigt, dass Meta-Tags, Markups und Links zu den häufigsten drei Fehlerquellen in der Suchmaschinenoptimierung gehören. Lest Euch die Studie durch, um weitere Einblicke zu erhalten.
- Das Yoast-SEO-Update 11.5 ist da: Bereits in der vergangenen Woche haben wir über das 11.4 Update berichtet. Nun hat Yoast noch einmal nachgelegt und weitere Änderungen aufgenommen. Es ist nun ein Preview für mobile Snippets verfügbar. Welche neuen Feinheiten es noch gibt, könnt Ihr der offiziellen Ankündigung von Yoast entnehmen.
- Neue Beta für web.archive.org angekündigt: Cyrus Shepard, Autor bei Moz und Gründer von ZyppySEO hat auf Twitter die neue Beta „Changes“ angekündigt. Mit dem Tool kann perfekt zurückverfolgt werden, wann und mit welchen Änderungen Inhalte einer Seite angepasst worden sind. Ein sehr praktisches Tool! Probiert es mal aus!
Unsere Tipps der Woche
- AFD bei Google Maps als Karnevalsverein gekennzeichnet: Der GoogleWatchBlog berichtete darüber, dass der AFD-Sitz in Neukölln bei Google Maps als Karnevalsverein anstatt einer politischen Partei tituliert wurde. Nach den Berichterstattungen wurde der Eintrag von Google selbst oder zuständigen Local Guides geändert.
- Podcast-Empfehlung zum Thema Crawl-Budget: Falls Euch das Thema interessieren sollte, können wir auf den Podcast des Search Camps verweisen. (Episode 88) Hört den Podcast, um zu erfahren, was bei der Budgetoptimierung wichtig ist und wie Ihr vorgehen solltet.
Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende
Janek und die SEO-Trainees