Es muss wohl am Alter liegen. Die Wochen vergehen immer schneller und schon wieder ist es Zeit für den wöchentlichen Rückblick in die Online Marketing-Szene. Die Hauptmeldung der Woche war wohl Bings Initiative noch sozialer zu werden, aber auch andere interessante Themen wie z.B. die Diskussion um eine Snippet-Abgabe werden in dieser Zusammenfassung eine Berücksichtigung finden.
Voll sozial: Bing und die personalisierte Suche
Jetzt ist es also vollzogen. Nachdem Bing im Oktober 2010 die Partnerschaft mit Facebook begonnen hat und als Folge dessen soziale Daten von Facebook in die SERPs integrierte, nehmen diese Informationen nun Einfluss auf das Ranking. Ziel sei es laut Unternehmenssprechern, nicht nur die Suchergebnisse personalisierter und damit emotionaler zu machen, sondern auch eine erhöhte Relevanz der top platzierten Ergebnisse zu erreichen. Prinzipiell treten drei wesentliche Veränderungen auf:
- Trusted Friends: Suchergebnisse, die von Freunden geliked wurden, werden in Zukunft dementsprechend gekennzeichnet. Dabei ist Bing in der Lage, bis zu drei Profilfotos unter den Suchergebnissen anzuzeigen.
- Collective IQ: Was von sehr vielen (auch unbekannten) Menschen empfohlen wurde, müsste doch auch eigentlich relevanter sein, oder? Davon geht Bing aus und rankt Ergebnisse mit hoher Anzahl von Likes weiter oben.
- Enabling Conversation: Damit gefundene Ergebnisse auch direkt auf Facebook diskutiert werden können, gibt es jetzt eine bessere Einbindung des sozialen Dienstes. Das beinhaltet auf der einen Seite einen großen Menüpunkt auf der Startseite, um sich mit Facebook zu verbinden und auf der anderen Seite neue Features im Bereich „Reisen“ und „Shopping“. Letzteres heißt, dass man nun bspw. öffentliche Shopping-Listen anlegen kann und auch erfährt, ob ein FB-Freund in der Stadt wohnt, wo man in nächster Zeit urlauben möchte.
Für all diejenigen, die sich aus erster Hand über die Neuerungen bei Bing informieren wollen, gibt’s im folgenden Video ein paar Erklärungsversuche von Stefan Weitz:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=xPYVqHZKF2g
Das Echo folgte sofort: Kritik an der sozialen Suche
Trotz der großen Vorteile, die die Personalisierung mit sich bringen mag, gibt es auch einiges zu bemängeln. Zu kritisieren ist z.B., dass man nicht auswählen kann, von welchen Freunden „Gefällt mir“-Meldungen berücksichtigt werden sollen, dass man die Miteinbeziehung sozialer Kriterien ins Ranking nicht ausschalten kann und dass soziale Ergebnisse nicht unbedingt mit höherer Qualität gleichzusetzen sind. Dieses wird auch in einem Beitrag von SEO-united.de diskutiert. Hauptargument ist hier die Tatsache, dass viele Seiten von Benutzern nur geliked werden, da sie bereits von einem vorigen Nutzerstamm für gut befunden wurden. Ihre Motivation ist also nicht immer die eigene ehrliche Begeisterung.
Willkommen in einer Welt aus Pinocchios
Dass gegebenfalls ein weiterer Haken hinzukommt, beweist eine von Bitkom veröffentlichte Studie. Demnach macht rund jeder Vierte im Netz falsche Angaben. Gemogelt wird hauptsächlich beim Namen und beim Beziehungsstatus, wahrscheinlich auch noch bei anderen Parametern wie dem Alter und den Interessen. Die von FB-Freunden gelieferten Empfehlungen müssen also nicht unbedingt immer die ehrlichsten sein.
Aber auch auf andere Bereiche kann die Flunker-Mentalität Auswirkungen haben. Schließlich setzt nicht nur die soziale Suche, sondern insbesondere auch die zielgruppenorientierte Werbung auf Personalisierung und Individualität. Erst auf der Next wurde der Bereich um das Real Time Bidding (u.a. von Thomas Promny) wieder als der Zukunftstrend schlechthin bezeichnet. Doch was bringt jemandem, der in einem öffentlichen Profil zwar angegeben hat, in einer Beziehung zu sein, in Wahrheit aber eigentlich Single ist, eine permanent wiederkehrende Werbung über Partnermassagen und Co.? Die zielgruppenorientierte Werbung ist dabei ein netter Versuch, ob des mangelnden Erreichens der Target Group aber vielleicht zu teuer. Oder sollte man so argumentieren, dass Streuungsverluste bei jeder Werbeform auftauchen? Was meint ihr? Nutzt gerne unsere Kommentarfunktion, um eure Meinung diesbezüglich kundzutun!
Von Absprungraten und Ladegeschwindigkeiten
Neben den sozialen Faktoren wurden ebenso die Rankingkriterien „Absprungrate“ und „Ladegeschwindigkeit“ in dieser Woche diskutiert.
Gretus befasst sich in diesem Zusammenhang mit Zufallstreffern bei Google. Jeder kennt ja schließlich das Phänomen: Man rankt unabsichtlich für einen bestimmten Begriff, für den man eigentlich gar nicht in den SERPs auftauchen möchte. Bei SEO-united.de ist das z.B. das Keyword „Facebook Login“. Selbstverständlich sind die Suchenden enttäuscht, wenn sie aus den SERPs auf eine Seite kommen, die für ihr Problem keine Lösung bietet, die Absprungrate ist hoch und somit das Ranking der gesamten Internetpräsenz unter Umständen gefährdet. Wenn man diese Tatsache bekämpfen möchte, könnte man entweder den Content so umschreiben, dass man nun wertvolle Informationen zu dem gesuchten Begriff liefert oder dass der Artikel erst gar nicht mehr dazu rankt. Eine weitere Alternative ist es natürlich auch, den gesamten Beitrag von der Homepage zu entfernen.
Was die Ladegeschwindigkeit anbelangt, so betont Julian von Seokratie die Notwendigkeit, diese unbedingt gering zu halten. Hohe Ladegeschwindigkeiten nerven nämlich die Nutzer und daher auch die Suchmaschinen. Dabei kommt es vor allem auf den Vergleich zu Wettbewerbern an. Wer eine verhältnismäßig geringe Load Time hat, kann mit einem Bonus beim Ranking rechnen. Julian gibt darüber hinaus Tipps zur Optimierung dieses Rankingfaktors. So empfiehlt er, Bilder zu komprimieren, JavaScripte und CSS in einer externen Datei auszulagern und die Webseiten-Performance regelmäßig anhand der Google Webmastertools zu überwachen.
Schutz- und Fördermaßnahmen für qualitative Nachrichtendienste
Und jetzt einmal kurz innehalten, bitte! Abgesehen von Online Marketing-Themen, die sich sehr gut über Blogs verbreiten lassen, wer hält uns eigentlich am besten über aktuelle und qualitativ hochwertige Nachrichten auf dem Laufenden? Ja, das sind wohl die großen Zeitungsverlage mit ihren gut recherchierten Beiträgen. Genau diese sollen nun, wenn es nach der Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger geht, verstärkt geschützt werden. Die Ministerin plant nämlich die sogenannte „Snippet-Abgabe“. Dabei soll die Verwendung von Presseerzeugnissen für Google und andere kommerzielle Nutzer kostenpflichtig und auf diesem Wege eine neue Einnahmequelle für die Verlage erschlossen werden. Auch wenn das an sich eine gute Idee ist, um die vom Internet-Boom gebeutelten Verlage zu unterstützen, so bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern Google und Co. sich so eine Abgabe gefallen lassen.
Der Suchmaschinengigant setzt ja bekanntermaßen auf eine andere Strategie, um die Qualität der Suchergebnisse zu erhöhen. Da werden der Algorithmus und/oder die Darstellung der SERPs angepasst, wie jetzt passenderweise mit dem amerikanischen Google News-Bereich geschehen. Mit dem Ziel, die relevantesten Meldungen anzubieten, hat Google nämlich den gesamten Nachrichtenbereich eines umfangreichen Updates unterzogen. Zukünftig wird es also auch in Deutschland an erster Stelle das wichtigste Suchergebnis mit vielschichtigen Informationen und einer Bilderreihe geben. Alle weiteren Results können durch eine Ausklappfunktion dann ebenfalls um diese Datenreihen erweitert werden.
Leseempfehlung: 30 Linkbuilding-Tipps
Zu guter Letzt noch ein Verweis auf einen Artikel von SEOptimise, der in sehr umfangreicher Art und Weise 30 interessante Linkbuilding-Tipps nennt. Der gesamte Inhalt kann hier leider nicht zusammengefasst werden, aber ich kann euch versprechen, dass er mit Linkbaits, Blogkommentaren, Benchmarking und regelmäßiger Aktivität in FAQ-Portalen eine bunte Vielfalt an Hilfestellungen liefert.
Das war’s auch schon von uns in dieser Woche. Wir wünschen allen Online Marketers und Online Marketing-Interessierten da draußen ein tolles Wochenende!
Eure Kerstin und die SEO-Trainees
5 Antworten
Das *zumindest* jeder Vierte im Netz falsche Angaben macht glaube ich gerne. Ich hätte gedacht, dass sogar mehr falsche Angaben machen. Aber auf jeden Fall interessante Statistiken.
Übrigens kenne ich auch das Gefühl, dass je älter man wird, desto schneller die Zeit vorbeigeht. Ist schon mehr als ein bisschen angsteinflößend..
Bouncerate und Ladegeschwindigkeiten, werden in Zukunft meiner Meinung nach eine bedeutendere Rolle spielen.
Macht für mich auch mehr Sinn, als sich nach irgendwelchen +1 Knöpfen zu gucken.
Es muss wohl am Alter liegen? Na, zum Glück sind wir SEOs doch alle recht jung!