Bevor die SEO-Trainees euch ins wohlverdiente Wochenende entlassen (damit ihr den Sommer suchen könnt, der hier auf jeden Fall nicht ist), wollen wir die Woche noch einmal Revue passieren lassen. Unser persönliches Highlight war natürlich unser Meeting mit dem Online-Marketing-Experten Karl Kratz. Der stand uns Rede und Antwort und plauderte über Raketen, Suchmaschinenoptimierung, Social Networks, Wacken und Landingpages. Wer das verpasst hat, kann das ganze Interview natürlich in aller Ruhe nochmal nachlesen.
Aber auch sonst hat die Woche wieder einige interessante Neuerungen gebracht.
Qualitätspunkte bei Google
Auf dem Blog SEO by the Sea beschreibt Bill Slawski in seinem Artikel „Google’s Quality Score Patent: The Birth of Panda?“ ein Patent, mit dem es Google zukünftig möglich sein könnte, Webseiten durch ein zusätzliches Punktesystem zu bewerten. Dabei betrifft die Bewertung hauptsächlich Brands. Um deren Relevanz herauszufinden und gegebenenfalls zu honorieren, weist Google bei konkreten brandspezifischen Suchanfragen den vom User angeklickten Webseiten Punkte zu. Anders als beim PageRank kommt es bei dem neuen Bewertungssystem auf die Häufigkeit der brandbezogenen Suchanfragen, in Kombination mit den für einen Brand typischen anderen Umständen – wie beispielsweise dem Linktext – an. Das Neuartige daran ist, dass Webseiten durch die zugeteilten Punkte eine Größe erhalten, die vom Suchbegriff unabhängig ist. Bisher wird dem Content der Webseiten nur eine in Bezug auf dort enthaltene Wörter oder Wortgruppen zugewiesene Relevanz beigemessen. Nach Meinung von Bill Slawski kam diese Relevanzbewertung bereits beim Panda-Update in den USA zur Anwendung. Auch die Kollegen von seo-united.de haben sich mit dem Patent „Deriving and using document and site quality signals from search query streams“ beschäftigt und das Prinzip an einem sehr anschaulichen Beispiel erklärt.
Top-Level-Domains werden vielfältiger
Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat nach mehrjähriger Prüfung und Beratung eine wesentliche Veränderung bei der Vergabe der sogenannten Top-Level-Domains beschlossen. Demnach kann zukünftig jedes beliebige Wort als Top-Level-Domain (gTLD) angemeldet werden. Dadurch wird sich die Zahl der gTLDs deutlich erhöhen und neben den rund 250 TLDs der Länder und den 22 gTLDs wie .com, .org oder net. sind zukünftig auch Endungen wie .movie, .hamburg, .bmw oder Ähnliches denkbar. Anmeldungen können in jeder Sprache und in jeder Schrift erfolgen. Der Aufwand zur Beantragung einer eigenen gTDL ist jedoch wesentlich größer geworden. Jeder, der eine neue TLD einrichten will, muss diese als Registry betreiben und nachweisen, dass er dazu organisatorisch und technisch in der Lage ist. Zudem werden alle neuen gTLDs in einem öffentlichen Verfahren geprüft. Das allein mag vielleicht kein Hindernis sein, schon eher aber die Kosten von 185.000 USD, die man für das Prüfverfahren entrichten muss. Zusätzlich fallen noch 6.250 US-Dollar pro Quartal, zuzüglich einer Transaktionsgebühr von 0,25 US-Dollar ab 50.000 registrierten Domains an. Über die Auswirkungen für die Suchmaschinenoptimierung lässt sich nur spekulieren. Die Erfahrungswerte, die man bei Keyworddomains gesammelt hat, deuten darauf hin, dass die neuen gTLDs aufgrund ihres hohen Preises von Google bevorzugt behandelt werden, da unterstellt wird, dass die große Investitionssumme für einen qualitativ hochwertigen Content steht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Neuerungen auswirken.
+1 lebt
Wie im Search Engine Watch zu lesen ist, scheint Google in den USA anzufangen, mit den Ergebnissen des +1-Buttons zu experimentieren. Dabei wird die Anzahl der +1s als Empfehlung in den Suchergebnissen angezeigt, unabhängig davon, ob man in einem Google-Account eingeloggt ist oder nicht.
Unterschiede gab es jedoch in der Darstellung, abhängig vom jeweiligen Hersteller des Computers und dem verwendeten Browser. Mit Safari auf einem Mac wird angezeigt, wie viele Personen auf einer Seite den +1-Button benutzt haben.
Zeigt das obere Bild noch die Darstellung mit Safari auf einem Mac,wird bei der Verwendung von Chrome auf dem gleichen Gerät zusätzlich angezeigt, wie viele Menschen in der jeweiligen Stadt +1 auf der Seite geklickt haben.
Ist man bei Google mit Firefox eingeloggt, wird sogar gezeigt, welche Personen aus dem näheren Umgebung auf der Seite auf den Button geklickt haben.
Die Versuche scheinen bisher nur in den USA stattzufinden. Eigene Tests ergaben noch keine Ergebnisse. Damit sollten auch die letzten Zweifler überzeugt sein, dass Google tatsächlich ernst macht mit seinem Bestreben, den oft kritisierten +1-Button zu etablieren.
Gerangel um optimierte Räume
Viele Online-Publisher wie Gelbe Seiten, Qype und MeineStadt.de kämpfen um die lukrativen Werbe-Budgets der Anzeigenkunden. Kostenlos werden die Basiseinträge mit Geschäftsinformationen wie Kontaktdaten, Öffnungszeiten und Web-Adressen für die Kunden eingepflegt. Wer dann mit einem ansprechenderem Firmeneintrag in dem jeweiligen Portal vor der Konkurrenz stehen möchte, der muss mit einer monatlichen Prämie dafür bezahlen.
Google Places stört dieses lukrative Geschäft und drängt verstärkt mit seinem kostenlosen Angebot in den lokalen Werbemarkt. Bereits 30 Prozent der Suchanfragen haben einen lokalen Bezug. Dabei liefert Google alle potentiell relevanten Informationen auf einen Schlag, eine Tatsache, die das traditionelle Modell „Bezahle, um auf meinem Portal prominent gelistet zu werden“ überflüssig macht.
Es reicht jedoch nicht aus, einfach ein Places-Profil anzulegen, denn ähnlich wie bei der klassischen Google Suche ist das Gerangel um die vorderen Plätze groß.
Die drei wichtigsten Ranking-Regeln für ein Places-Profil sind:
- Inhaber-geprüfte Profile werden bevorzugt: Unternehmen verbessern ihr Ranking entscheidend, wenn sie einen Eintrag claimen.
- Je mehr Datensätze, umso besser: Bevorzugt gelistet werden solche Unternehmen, die bereits in anderen Verzeichnismedien auftauchen.
- User-generated Content ist Trumpf: Für Google wird ein Unternehmen relevanter, je mehr Einträge sich dazu sonst noch im Web finden.
Bei den beiden letzten Punkten ist Google auf die Kundenbewertungen der Online-Portale angewiesen, den Portalen, denen Google selbst mit seinem kostenlosen Angebot das Wasser abgräbt. Eine wirkliche Chance neben Google zu existieren haben die Portal-Publisher nur, wenn sie sich als Google-Zulieferer und somit als „SEO-Company“ positionieren. Aus einer derartigen Coexistenz könnten beide profitieren. Langfristig können die kleinen Bewertungsportale gegen die virtuelle Supermacht jedoch wohl kaum antreten. Den kompletten Artikel zum nachlesen gibt es auf ibusiness.de.
Weitere News aus der Online-Marketing-Branche
- Facebook disliked: Eine Erkenntnis dieser Woche ist, dass Facebook den inflationären Gebrauch des Like-Buttons mit einer Sperre der Funktion bestraft. Grund hierfür ist die zunehmende Beeinflussung durch Internetseiten wie fanslave auf die Likes. Auf derartigen Portalen lassen sich die Mitglieder dafür bezahlen, wenn sie Fan einer bestimmten Fanpage werden. Mit jedem Like verdienen sie dabei ein paar Cent. Diese Praxis wird zunehmend relevant und stellt eine externe Einflussnahme auf die Bewertung dar, die als Indikator für Qualität stehen soll.
- Google auf Erfolgskurs: Wie das international tätige Marktforschungsunternehmen Comscore in dieser Woche mitteilte, hatte Google im vergangenen Monat als erstes Internetunternehmen mehr als 1 Milliarde Nutzer auf seinen Seiten (Suche, G-Mail, YouTube etc.). Das entspricht der Hälfte aller weltweiten Internetuser und einem Ausbau der Reichweite um 8 Prozent. Das – mit 30 Prozent – größte Wachstum vermeldete jedoch Facebook, das Google bereits in Sachen Verweildauer den Rang abgelaufen hat. Im deutschen Internet hat Facebook mit 9,6 Milliarden Minuten oder 12,7 Prozent die längste Verweildauer (knapp vor Googles 12,5 Prozent). Zahlen, die den zunehmenden Wettbewerb der beiden Unternehmen unterstreichen.
- Google schafft „Auf gut Glück“ ab: Noch ist es nicht so weit, aber Google testet zur Zeit ein Design, bei dem auf den „Auf gut Glück“-Button verzichtet wird. Das hat rein wirtschaftliche Gründe. Nutzer des Buttons landen ohne Umwege direkt auf der Seite, die mit dem jeweiligen Suchwort an erster Stelle gelistet ist. Dadurch entgehen dem Unternehmen geschätzte Werbeeinnahmen von ca. 100 Millionen EUR jährlich. Das Ende der Glückssuche scheint also nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
- Google verbessert die Related Searches: Eine sinnvolle Verbesserung für die Recherche zu einem bestimmten Themengebiet wurde bereits auf dem amerikanischen Markt eingeführt. Nach der Eingabe eines Suchbegriffs wie beispielsweise „german soccer teams“ werden im unteren Teil der Suchergebnisse die „Top references for german soccer teams“ angeboten. Klickt man auf eine der angebotenen Alternativen (beispielsweise Hamburger SV), werden alle relevanten Seiten zu diesem Begriff angezeigt. Die „Top references“ bleiben erhalten und rutschen an die erste Stelle der Suchergebnisse. Dadurch kann man ganz einfach zwischen den relevanten Begriffen wechseln, wodurch sich die Recherche zu einem Themengebiet deutlich einfacher gestaltet. Besonders für die Nachforschung für Referate oder Vorträge bringt das Vorteile mit sich. Leider funktioniert das gegenwärtig nur in der englischen Version von Google.
Abschließend wollen wir euch noch eine Grafik präsentieren, die euch zeigt, was in der Zeit, in der ihr diesen Artikel gelesen habt, alles passiert ist.
Damit verabschieden auch wir uns ins Wochenende. Wir hoffen, der Rückblick hat euch gefallen.
Lieben Gruß, Nico und die SEO-Trainees
3 Antworten
Wie schön :)Obwohl der Sommer bei uns schon längst angekommen ist und das Wetter richtig schön ist, würde ich mich riesig freuen, wenn ich diesen Sommer ein bisschen Zeit in Deutschland verbringen könnte.
Vielen Dank, das hatten wir.
Sogar der Sommer wurde gefunden 🙂
Wie immer eine ganz schöne Sammlung! Vielen Dank dafür. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!