In dieser Woche dürsten bestimmt einige von euch nach der komprimierten Dosis Informationen. Immerhin war die SMX in München und da blieb vermutlich wenig Zeit für Recherche im Netz. Deshalb haben wir uns auf einen virtuellen Streifzug begeben und alles fein säuberlich notiert, was wir gefunden haben. Viel Spaß beim Lesen.
Pinterest – Butter bei die Fische
Das Thema Pinterest ist seit einigen Wochen immer mal wieder Gast in unseren Wochenrückblicken. Allerdings gab es bisher recht wenig Zählbares und die meisten Informationen beschränkten sich auf die Beschreibung des Netzwerkes und das Staunen über die enorme Steigerung der Nutzerzahlen. Wie praktisch, dass sich unser letzter Interview-Gast Pascal Landau ausgiebig diesem Thema angenommen hat. In seinem ausführlichen Artikel schildert er, wie er mit Hilfe von Pinterest in sieben Tagen über 100.000 Besucher auf seine Webseite ziehen konnte. Dazu fasst er die wichtigsten Fakten zum Netzwerk zusammen und liefert an den richtigen Stellen Links zu entsprechend weiterführenden Informationsquellen.
Beeindruckend zu sehen, dass das Wachstum der Plattform in Deutschland um 3.000% im Vergleich zum Mai 2011 gestiegen ist. In den USA ist Pinterest sogar die Seite, die bisher am schnellsten die Grenze von 10 Millionen Unique Visitors pro Monat geknackt hat. Besonders Frauen scheinen sich von Pinterest angezogen zu fühlen. Ihre Quote beträgt (je nach Land) ca. 80%, ungewöhnlich für ein soziales Netzwerk.
Soweit, so beeindruckend. Im weiteren Verlauf belegt Pascal, dass (und wie) sich das Netzwerk als Traffic-Lieferant nutzen lässt. Die von ihm untersuchte Seite hat für gewöhnlich 30 Besucher pro Tag. Im untersuchten Zeitraum, zwischen dem 7. und dem 14. März, waren es insgesamt 103.129. Der Großteil des Traffics kam dabei aus den englischsprachigen Ländern – klar, da sitzen ja auch die meisten User – das erklärt aber auch die Absprungrate von 95%. In dieser einen Versuchswoche konnte Pascals Versuchsbild 605 Likes, 145 Tweets, 80 G+s und 10 Links abstauben. Besonders spannend wird es, wenn gepinnte Bilder von Personen mit vielen Followern gerepinnt werden. So kamen allein über den Pin eines solchen Users 17.000 Visits. Aus seinen Untersuchungsergebnissen leitet Pascal folgende Erkenntnisse ab:
- Pinterest kann massiven Traffic liefern
- Der Traffic kommt hauptsächlich aus den USA
- Das Netzwerk eignet sich auch zur Generierung sozialer Signale und Links
- Traffic Peaks kommen entweder durch Pins zustande, die es auf die Popular Page schaffen (egal, ob der pinnende User viele Follower hat) oder durch Power User, deren Pin bei den Followern angezeigt wird
- Der Traffic ist nicht punktuell (wie zum Beispiel früher bei der Digg-Startseite), sondern verteilt sich durch die Repins und die nachgelagerten Effekte über einen größeren Zeitraum
Nicht nur zur Generierung von Traffic ist Pinterest geeignet. In einer von PriceGrabber durchgeführten Umfrage gaben 21% der Pinterest-Nutzer an, dass sie einen Artikel gekauft haben, nachdem sie ihn bei Pinterest gesehen hatten. Der Foto-Sharing-Dienst erzeugt also nicht nur Traffic, sondern führt auch zu konkreten Kaufentscheidungen, wie auf t3n.de zu lesen ist. Nachteil an der Studie ist allerdings, dass sich die Zahlen auf den amerikanischen Markt beziehen. Dennoch sollten sie das Potenzial von Pinterest zusätzlich unterstreichen.
Printanzeigen vs interaktive Anzeigen
In dieser Woche erschien auch eine Studie mit dem Titel „Ad-Appeal“ von Axel Springer Media Impact zur Werbung auf dem iPad. 100 Versuchspersonen wurden via Eye-Tracking auf ihr Konsumverhalten beim Betrachten verschiedener Werbeformen hin untersucht. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob interaktive Anzeigen auf dem iPad nach einem ähnlichen Muster aufgenommen werden wie herkömmliche Printanzeigen, oder ob die digitalen Leser ein neues Rezeptionsverhalten entwickeln. Das Ergebnis ist verblüffend, denn interaktive Anzeigen schlagen statische in allen Bereichen um Längen. Die „Verweildauer“ ist im Vergleich zu einer statischen Anzeige wesentlich höher (15,9 Sekunden gegenüber 3,3), die Kampagnen erzielen im Vergleich zu den sonst üblichen Webformaten eine extrem hohe Klickrate (33 Prozent gegenüber weniger als ein Prozent). Zudem bieten die dynamischen Anzeigen die Möglichkeit, den Lesern einen funktionalen Mehrwert zu bieten, wodurch es zu einer intensiveren Beschäftigung des Lesers mit dem Anzeigeninhalt kommt und dadurch zu einer Aufwertung der beworbenen Marke. Aufgrund ihrer Komplexität müssen die Kampagnen zielgruppengenau konzipiert werden. Die Studie als Präsentation zum Nachlesen gibt es hier.
Google gewährt Einblick in Account Activity
Am Mittwoch hat Google die neue Accounts-Activity-Funktion vorgestellt. Mit ihr erhält man einen Überblick über die Nutzung des eigenen Google Accounts. Um ihn zu erhalten muss er einmalig per Opt-In angestoßen werden. Der Report umfasst zum Beispiel Statistiken darüber, aus welchen Ländern Logins erfolgt sind, welchen Browser und Betriebssysteme genutzt wurden. Zusätzlich führt das Tool auch auf, welche Änderungen am Konto gemacht wurden. Die Web History zeigt die persönlichen Top-Queries, neben der Anzahl sowie prozentualen Veränderungen. Weitere Informationen gibt es auf dem Google Watch Blog.
Googles Umgang mit Paid Links
Eisy hat in dieser Woche einen vielbeachteten Artikel mit dem Titel Paid Link Penalty und Linknetzwerke geschrieben. Wie der Name schon sagt, geht es dabei zunächst um den Kauf von Links. In seinem Beitrag berichtet er von Meldungen in den Webmaster Tools, in denen Google darüber informiert, dass die Suchmaschine unnatürliche Links registriert hat. Eisy spielt in seinem Artikel zwei Szenarien durch. Das erste ist, alle Paid Links sind bekannt und ich kann sie entfernen. In Szenario zwei ist es dem Seitenbetreiber nicht möglich die Paid Links zu entfernen. Die Frage, die sich stellt, ist: Welche Links meint Google?
„Google kennt Links, von denen wir nicht wissen, dass es diese sind. Die Suchmaschine hat wahrscheinlich einen Paid Link Report bekommen (vom Mitbewerber, Irgendwem, Google Quality Rater etc.).“
Einen Königsweg im Umgang mit derartigen Meldungen gibt es wohl nicht, das bleibt jedem selbst überlassen. Oft verfallen Seitenbetreiber bei derartigen Meldungen in blinden Aktionismus und machen es mit wildem Linkabbau noch schlimmer, wie auch Loewenherz auf seo-scene.de in einem ausführlichen Artikel zum Thema schreibt.
„Es ist klar, dass Google die Warnmeldungen bei so ziemlich jeder Firma, die in umkämpfteren Bereichen in der Top 10 steht, einblenden könnte – irgendwas ist immer mal gelaufen, jeder Schuss ein Treffer (…)“
Natürlich sind derartige Meldungen nicht unbegründet. Fakt ist aber auch, dass Google damit bewirkt, dass auch Seiten und Links auf dem Radar erscheinen, die Google zuvor noch nicht im Fokus hatte. Ein cleverer Zug, auf das Gras schlagen, um die Schlange aufzuscheuchen. Man kann nun überlegen, wie Google zukünftig reagieren wird. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass Google zukünftig alle auffälligen Seiten per Hand abmahnt. Wesentlich effektiver ist es hingegen, den Algorithmus anzupassen und entsprechende Links schlicht und einfach zu entwerten, ohne Zusatzinformation. Zukunftsmusik! Wie so oft in der SEO-Branche ist vor allem eins wichtig: RUHE BEWAHREN!!! 😉
Im zweiten Teil des Artikels geht es um Linknetzwerke und deren Teilnehmer. Wirklich neu sind die Erkenntnisse nicht und dennoch scheint es genug SEOs zu geben, die am falschen Ende sparen:
„Hört auf Links aus Quellen zu kaufen, aus denen theoretisch jeder schnell kaufen kann. Nehmt die Finger weg von minderwertigen Links. Gebt einige Euro mehr für einen echt guten Link aus. Kauft ruhig einen Link der auch mal 900 Euro und mehr kostet, aber dafür relevant ist und von großer Bedeutung. Ehrlich, langfristig werdet ihr mit der Strategie besser fahren und ggf. fragt ihr euch dann auch endlich nicht mehr, warum euer Mitbewerber mit einem Drittel der Links trotzdem vor euch rankt.“
Auch in Übersee wurde dieser Tage über das Thema Unnatural Link Warnings and Blog Networks geschrieben. Als zusätzliche Information durchaus lesenswert.
Sonstiges
- Wie Gretus berichtet, werden die Autoreninfos jetzt auch in Deutschland angezeigt. Bisher jedoch nur vereinzelt. Wir haben schon vor Wochen die Voraussetzungen dafür geschaffen und warten bisher vergebens. Los, Google!
- Mit einem kürzlich von Google eingereichten Patent könnte die auf Smartphones angezeigte Werbung noch mehr personalisiert werden – und zwar durch äußere Umstände, die über das Smartphone analysiert werden. Spannende Sache! Mehr Infos hier.
- Gerüchten zufolge soll Googles GDrive im April mit 1 GB Speicherplatz starten. Nicht der erste Starttermin für die Google-Cloud.
- Seit einigen Tagen ist Google Play in die Google-Linkbar integriert. Auf dem Marktplatz werden Apps, Filme, Games und mehr feilgeboten. Damit bietet Google erstmals eigene Inhalte im Top-Menü an.
- Google testet Änderungen im Design. Dabei wird die Menüleiste in der linken Sidebar erst nach einem Mausklick ausgeklappt. Hier ein anschauliches Beispielvideo.
- Seitenbetreiber erhalten die Möglichkeit, ihre Kommentarfunktion auf Google+ auszulagern. Dadurch müssen sie sich nicht länger um die Verifizierung kümmern. Andere Anbieter bieten einen derartigen Export schon an (u.a. Facebook), wodurch ein Gerangel um die User-Kommentare ausbrechen könnte.
- Auf seo-book.de gab es in dieser Woche einen sehr ausführlichen Artikel zum Gebrauch der .htaccess-Datei, mit der in SEO-Kreisen häufig das Webservermodul “ModRewrite” gemeint ist. Der Artikel ist wirklich ausführlich und deckt alles Wissenswerte ab.
Events
In der vergangenen Woche haben wir noch mit Pascal Landau über den Berufseinstieg in die Online- und SEO-Branche gesprochen. Die Hamburg Media School hat jetzt ihr Seminarangebot im Bereich Online Marketing mit einem umfassenden Programm erweitert: dem Online Marketing Manager. Damit bietet sie einen interessanten Ansatz. Das neue Programm liefert einen fundierten Überblick über die Entwicklungen der Branche und vermittelt spezifisches Know-how, technologisches und rechtliches Fachwissen und einen soliden kaufmännischen Background. Das hört sich gut an! Kennt ihr den jungen Mann bei 0:55 sec. :-)?
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=7t09yDLyrtM
Zudem findet vom 24. bis zum 25. April 2012 die IMC Frankfurt 2012 statt. Branchenexperten verraten ihr Erfolgsgeheimnis und geben Tipps, wie man den Weg an die Spitze findet. Auch die Stolpersteine, die sich auf dem Weg dorthin verbergen, werden zur Sprache gebracht. Mit unserem Rabattcode „SEOTRAINIMC12“ erhaltet ihr 15% Rabatt auf die Tickets. Auf geht’s!
Mit diesem Rundumschlag verabschieden wir uns. Die Sonne habt ihr ja leider auf der SMX in München gelassen. Trotzdem ein erholsames Wochenende wünschen Nico und die SEO Trainees!
8 Antworten
Mit dem Pinterest kann man einiges nachschauen. Ich finde deren Statistiken sehr interessant.
Der Paid Link Report hat ja große Wellen geschlagen. Wird aber wohl nicht sonderlich viel verändern. Link Kauf wird wohl weiterhin so beliebt wie davor auch bleiben.
prima Post! Vielleicht ein bisschen viel zu lesen, aber sehr informativ. Denke auch, dass man sich mit pinterest beschäftigen sollte. Über kurz oder lang werden in DE die Userzahlen genauso hoch sein wie twitter.
Pinterest ist sicher toll, es ist zwar nicht so ganz einfach, einen guten Abstauberartikel zu liefern, wie so oft ist es wohl eher die Bauernschlauheit, die einen dort zum Erfolg führt.
WTF is Pinterest? Davon habe ich noch nie gehört. Wer braucht das den alles? Ist wohl für Leute, die sonst offline nichts zu tun haben. Für mich ist der ganze soziale Internet-Quatsch ein sehr großer Zeit-Killer. Ich wundere mich auch immer, warum so viele Leute im Internet den großen sozialen Zambano spielen, aber in der Offline-Welt soziale Krüpel sind.
Mit diesem Pinterest kann ich irgendwie nichts anfangen. Die Idee ist ja ganz nett und das Layout auch, aber noch ein Social Network neben Facebook, Twitter und Google Plus? Dazu kommen die Probleme mit den Urheberrechten.
Hey Nico, darfst den Artikel auch gern verlinken > http://www.seo-news.de/100-000-besucher-in-7-tagen-pinterest-is-a-thing/5684/ 🙂
Grüße
Pascal
Huch, wie konnte das passieren? Zu meiner Verteidigung: In den Kommentaren deines Interviews war ich der Erste :-)!
Ist geändert, vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!
Lieben Gruß und schönes Wochenende.