In der letzten Woche konnte man in Hamburg lauter Menschen beobachten, die bepackt mit pinken Stoffbeuteln und den Blick fest auf das Smartphone gerichtet durch die Gegend spazierten. Das konnte nur heißen: Es ist Social Media Week! Auf rund 260 Events wurde sich fleißig über Themen rund um Social Media und Online Marketing ausgetauscht. Auch wir waren natürlich mit am Start und erzählen euch, wie wir die Woche erlebt haben, und berichten von ausgewählten Veranstaltungen!
Tweeten, Sharen, Liken, Posten…: Während der Social Media Week steht kein Smartphone, Tablet oder Notebook still. Alleine am ersten Veranstaltungstag wurden mehr als 3.000 Tweets mit dem Hashtag #smwhh abgegeben. In der ganzen Woche erhöhte sich der Social Buzz auf ganze 12.400 Erwähnungen in verschiedenen Social-Media-Kanälen. Das diesjährige Motto „Upwardly mobile – the rise of the connected class“ hat sich Hamburg aber ganz stark zu Herzen genommen.
Die weltweit größte öffentliche Digitalkonferenz residierte vom 23. – 27. Februar schon zum dritten Mal in Hamburg und war dank Partner und Sponsoren komplett kostenfrei. Über 3.000 Teilnehmer – und wir – ließen sich diese Gelegenheit natürlich nicht nehmen. Parallel zur Social Media Week in Hamburg fand die globale Veranstaltung auch in sechs anderen Städten wie Jakarta, Kopenhagen Mailand oder New York statt. An verschiedenen Orten in der Hansestadt gab es über 260 Veranstaltungen, die sich sowohl mit Social Media als auch mit anderen Themen wie Content Marketing, Journalimus oder auch Mobile Banking beschäftigten. Sowohl Speaker als auch Besucher kamen aus den verschiedensten Branchen – vom digitalen Start-up bis zum hin zum alteingessenen, internationalen Unternehmen waren alle vertreten.
Let’s get started
Für uns begann die Woche gleich mit dem Netzwerkabend der Partner in der Mercedes Me Location am Ballindamm. Mit kleinen Häppchen, gekühlten Getränken und interessanten Gesprächen verbrachten wir den Abend an der Alster im Zentrum Hamburgs. Als dann noch auf der großen Leinwand die Partner eingeblendet wurden und groß und breit „SEO-Trainee.de“ auf der Wand prangerte, ging uns das Herz auf. Das kann nur gut werden! Auch hier schon entdeckten wir die pinken Leinenbeutel, die uns für den Rest der Woche begleiten sollten.
Am Dienstag ging es in den wunderbaren Schanzenhöfen weiter. Die coole Location passte natürlich zu den lässigen Besuchern, die mit Tablets, Notebooks und Smartphones im permanenten Kontakt mit der digitalen Welt standen. Ich kam mir mit meinem Notizbuch und Kugelschreiber furchtbar oldschool vor, dachte insgeheim über den nächsten Technikeinkauf nach, aber im nächsten Moment siegte dann doch die Literaturwissenschaftlerin in mir. Papier hat eben auch etwas Schönes. Und die mitleidigen Blicke von der Seite ignorierte ich einfach.
Neben dem Podium, auf dem die Diskussionsteilnehmer und Speaker Platz fanden, stand eine sogenannte „Social Media Wall“. Hier wurden permanent die Tweets angezeigt, die mit #smhww gekennzeichnet waren. Später fand ich heraus, dass sogar einzelne Veranstaltungen spezielle Hashtags hatten. Einerseits für die Organisatoren, um die Events besser zu tracken, andererseits für die Besucher (mich natürlich eingeschlossen), um ihren Senf auch gezielt zu allem abzugeben ;-). Ich musste mich sehr daran gewöhnen, bei Veranstaltungen dabei zu sein, bei denen es natürlich absolut erwünscht ist, währenddessen mit dem Smartphone oder Tablet rumzuspielen. Schließlich soll nebenher fleißig getwittert oder gepostet werden – hinterher verschwinden die besten Zitate der Diskussion sonst im Gehirn-Nirvana, also lieber schnell die Community daran teilhaben lassen. Auch mir gefiel allmählich dieser Gedanke und ich grinste zufrieden, als ich meinen eigenen Tweet auf der Social Media Wall entdeckte.
Beim Panel „Multiple sides of a story – Warum Storytelling mehr als nur Content ist“ diskutierten dann Frank Vogel, Teil der Geschäftsleitung bei Gruner&Jahr Media Sales, Nicole Stecher, Team Lead Content bei explido, Meike Henkenjohann, Social Media Consultant bei isobar Germany und Katja da Silva Correia, Director Communication Consulting bei Carat Germany, über Content Marketing. Auch wenn permanent über das Thema geredet wird, bleiben für viele noch Unklarheiten, was darunter zu verstehen ist. Vermehrt fiel unter den Diskussionsteilnehmer der Begriff der Relevanz und des Mehrwerts. Das Herzstück guten Content Marketings sind, und da waren sich die Teilnehmer einig: Information, Inspiration, Entertainment und Exklusivität. Laut Frank Vogel kann „alles eine gute Story werden.“ Wichtig ist nur, „dass es zuckt.“
Katja da Silva Correia zeigte im Anschluss ein Beispielvideo, das sie in Zusammenarbeit mit Gruner&Jahr für den Frühstücksflockenhersteller Kellogs gedreht hatten. In dem Video ging ein Landwirt mit Kindern über ein Feld und erklärte ihnen, woher ihr Frühstück eigentlich komme. Silva Correia wollte mit dem Video zeigen, wie wichtig Emotionalität für gutes Content Marketing ist – das Publikum hingegen schien nicht sonderlich vom Werbespot angetan. Getreideflocken von Kellogs sind ein gesundes Frühstück für Kinder? Ein Raunen ging durch die Reihen. Ist das wirklich gutes Content Marketing? Frank Vogel schien dem Publikum die Frage indirekt zu beantworten, denn „der Medienkonsument ist ja nicht blöd.“
Site Clinics, Scooptalks und Keynotes
Der Dienstag begann frühmorgens im Zeichen der Gründer: Im Betahaus fand der #Startup Day mit vielen Vorträgen rund um das Thema Entrepreneurship statt. Den Auftakt machte artaxo AG-Vorstand Patrick Klingberg mit seinem Vortrag „Site Clinic – der SEO-Kickoff für deine Website“. Nach einem kleinen Frühstück, bei dem die Gehirnzellen auf Trab gebracht wurden, ging es sogleich los. Patrick erläuterte zunächst die technischen Kniffe, um eine Website zu optimieren. Eigentlich Basics, die jeder Website-Betreiber beherrschen sollte. Dass dies jedoch nicht Pflicht, sondern anscheinend Kür ist, machte er anhand von aktuellen Unternehmensbeispielen deutlich. Auch ein Fashion-Konzern wie H&M kann im SEO-Bereich noch einiges verbessern. Nach dem theoretischen Part folgte dann die Site Clinic, bei der Websites der Teilnehmer vor Ort analysiert wurden. Hier gab es viel zu tun, sodass Patrick auch im Anschluss an seinen Vortrag fleißig weiter analysierte. Der Dank war groß – so schaffte es Patrick bei Twitter auf Platz 3 der Top Influencer.
Aktuell einflussreichste Tweeter nach Mentions u. RTs: @HHStartups @comdirect @pktweets #smwhh http://t.co/Ae8GVthaD5 pic.twitter.com/J1UWFI1MWe
— Brandwatch DE (@BrandwatchDE) 26. Februar 2015
Wie wir zukünftig redaktionelle Inhalte konsumieren werden, diskutierten Martin Kotynek, der stellvertretende Chefredakteur von Zeit Online, und Ex-Financial-Times-Deutschland-Redakteur und jetzt Medienberater Peter Berger. Moderiert wurde der scooptalk von der Media Innovation Managerin Jennifer Schwanenberg. Hier ging es um die Frage, was wir eigentlich genau unter dem Stichwort „Mobile“ verstehen, was Journalismus auf dem Smartphone bedeutet und wie sich Redaktionen künftig aufstellen sollten.
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Medien zum Informationsbroker werden und User mehr und mehr personalisierte Inhalte konsumieren werden. Kotynek brach mit dem Aberglauben, dass digitale Inhalte immer nur kurz sein müssten. Denn wenn die Geschichte richtig gut sei, würden User sie auch dankbar bis zum Ende lesen, egal auf welchem Gerät.
Interessant waren auch die neuen Formate, für die Kotynek gutes Potenzial in Zukunft sieht. Zum einen sind das sogenannte Card Decks, wie sie beispielsweise schon in der App vom Nachrichtensender AlJazeera verwendet werden, die mithilfe von Karten, die man swipen kann, eine Geschichte erzählen. Um redaktionelle Inhalte digital zu konsumieren, eignen sich auch Storystreams. Diese helfen zum Beispiel dabei, um Nachrichten aufzuholen, wenn man mal für eine Zeit nicht up to date war. Auf einer personalisierten Oberfläche werden die wichtigsten Informationen dann auf dem mobilen Gerät angezeigt.
Berger zog aus der Diskussion sein Fazit und wies darauf hin, dass die Kunst vor allem darin bestehe, die zwei wichtigen Komponenten unter einen Hut zu bringen: Sowohl die wichtigen Inhalte zu vermitteln, aber trotzdem personalisierte und maßgeschneiderte Inhalte zu liefern.
Bei Juliane Leopold, Founding Editor von BuzzFeed Deutschland, klang es bei der Keynote „Technologie + Empathie = BuzzFeed“ ganz ähnlich: Auch hier geht es darum, Inhalte bereitzustellen, die auf den User zugeschnitten sind, ihn interessieren und ihn in seiner Identität ausmachen. Bei BuzzFeed reicht dieses Spektrum von animierten Katzen-GIFs über „27 Sendungen, die du in den 90ern beim Schwänzen geguckt hast“ bis hin zu ernsten Themen wie globale Krisen und Krankheiten.
Leopold legte beeindruckt dar, wie sich das Portal in kürzester Zeit entwickelt hat und welche Strategien es sich bedient. Drei von vier Usern von BuzzFeed kommen aus Social Media und mit über 750 Millionen Videos, die pro Monat auf der Plattform aufgerufen werden, erreicht das Portal eine enorme Gruppe an Nutzern. Leopold gab charmant zu: „Ich wusste, dass wir Erfolg haben, als die Leute anfingen uns zu beschimpfen.“ Emotionen sind für sie der Schlüssel zum Erfolg, denn User teilen nur etwas, das entweder süß ist, interaktiv oder Dinge, die etwas über ihre eigene Identität aussagen.
Jetzt warte ich auf die Einlösung des großen Versprechens: Katzenbilder #smwhh #smwhhnews #keynotebuzzfeed pic.twitter.com/ls1vIBi6xp — Chiara (@c_piscitelli) 27. Februar 2015
Auch in diesem Vortrag fielen die Wörter, die mir im Laufe der Woche schon so häufig und Branchen übergreifend begegnet waren: Emotionen, Relevanz und Mehrwert. Während ich entlang der Backsteingebäude in den Schanzenhöfen meinen Heimweg antrat, kam mir immer wieder dieses Mantra in den Sinn. Katzenbilder gab es zum Glück auch – alles in Ordnung also mit meinen persönlichen Emotionen, der Relevanz und meinem Mehrwert.
Ich freue mich schon auf die nächste Social Media Week in Hamburg. Dann gibt es vielleicht noch das eine oder andere Katzenbild mehr, hoffentlich auch auf dem pinken Stoffbeutel.
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